Nachruf

Dr. Dirk Pollerberg besang die Schönheit der Quellenstadt

Dr. Dirk Pollerberg
besang die Schönheit der Quellenstadt

Dr. Dirk Pollerberg †.Foto: FA

15.01.2018 - 16:50

Bad Breisig. Dr. Dirk Pollerberg, der unvergleichliche Troubadur seiner Heimatstadt, ist tot. Tiefe Trauer erfasst die Bürger, denn niemand hat ihnen die Schönheit ihres Lebensraums so glaubhaft nahegebracht, wie der singende Pianist, den jeder als „ohse Dirk“ vereinnahmte. Als hätte er seinen nahen Tod geahnt, hat er sich noch im vergangenen Oktober selbst ein unvergessliches Denkmal gesetzt: Unter dem Titel „Meine Heimat, meine Lieder“ hat er in einer bis auf den letzten Platz im Saal des Hotels „Zur Mühle“ besetzten Veranstaltung seine Quellenstadt in vielerlei Gestalt besungen. Mit seinen fantasievoll durchkomponierten Melodien und den mitreißenden Texten traf er den Nerv eines jeden Besuchers, der die Quellenstadt ins Herz geschlossen hat. In die jeweilige Anmoderation seiner Lieder ließ er alte Breisiger Originale wieder auferstehen, zum Beispiel „Et Strü“, de „Schmidgens Jockey“ oder „Et Schmitze Kathrinche“. Und dann sang er: „Die Bierjass es et schönste Strößje von der Welt“. Er musste es wissen: Er war dort aufgewachsen. Seine Eltern hatten einen Tabakladen. Früh hatten sie die ungewöhnliche Musikalität ihres Sohnes erkannt, und noch in kurzen Hosen gehörte Dirk mit seinem Akkordeon zum festen Bild der von Leben überquellenden „Bierjass“. Aber er besang unter dem Motto „Lossen me noch ähs durch Breisig john !“ viele Straßen der Quellenstadt, so die „Bufhell“ und die „Kowelenzer Stroß“. Immer wieder tauchten alte Breisiger in seinen Liedern auf, so de Theo Brug mit seinem Schaufenster voller Spielsachen, oder „et Edithche“ mit seiner ansteckenden „Laach“, oder sein Vater mit der Aufforderung „Papa- trag mich!“ Zu dem von ihm mannigfach bereicherten Karneval gehörten Beiträge, wie „Ich bin e Breisiger Kind“ oder „Der ahle Fastelovendsjeck...“ oder die Hymne „Rheinland-Pfalz, Gott erhalt’s!“ Durchaus aufrüttelnd Lieder wie „Der ahle Maatmann“ (der eines Tags nicht mehr kam), das Liebeslied: „Ich bin daheim, wo dau bes...“, oder „Joohde Naach, Breisig!“. Auf Dauer bleibend und von jedermann gern mit gesungen: „Breisig, Breisig, schöne Stadt am Rhein...“ Es war ein wundervoller Abend, und mit stehenden Ovationen wurde Dr. Dirk Pollerberg bedacht, als er resümierte: „Ahle Leedche moss me singe...!“ Er sang sie - nicht nur in Niederbreisig, auch im „Oberdorf“ wurde er wegen seiner Hommage an Oberbreisig geliebt. Nun ist er tot, der Dr. Dirk Pollerberg, der liebenswürdige, überaus witzige Mensch und seine Lobgesänge auf Bad Breisig und seine Menschen werden uns künftig fehlen. Er war so intelligent witzig und konnte so herrlich „Großkopferte“ parodieren. Was war er doch ein unvergleichlicher Typ in unserer Stadt, der promovierte Germanistiker und Philosoph, der aus seinem zusätzlichen (wenn auch nicht zu Ende geführten) Musikstudium soviel ins pralle Leben mitgenommen hatte. Er war ein ausgezeichneter Pianist, hatte ein schier unfassbares Repertoire an Musikstücken gespeichert (von Klassik über Operette, bis Schlager, besonders Kölsche Songs), spielte als praktizierender Katholik oft vertretungsweise die Orgel in St. Marien und sang, so lange er konnte, mit seiner geschulten Baritonstimme im Kirchenchor. Seine Religiosität spiegelte sich auch in seinem kompositorischen Schaffen wider. Erst im letzten Jahr erfreute er die Gläubigen in zwei sehr speziellen Orgel-Konzerten auf der Barock-Orgel von St. Marien, einmal mit „Eigenen Meditationen“ und einmal mit „Musikalischen Illustrationen zur Apostelgeschichte.“ Dirk Pollerberg war gern gesehener Gast bei seinem Freund Werner Schäfer auf der „Schäferhütte“. Hier schmückte er zum Beispiel mit Klaviermusik erst kürzlich die Andachten zum Advent. Pianistische Unterhaltung bot er bei unterschiedlichen Gelegenheiten, zum Beispiel in den Hotels „Rheinresidenz“, „Zur Mühle“ oder auf der „Schäferhütte“. Dr. Dirk Pollerberg hinterlässt eine schmerzliche Lücke im geselligen Leben der Quellenstadt. Es hat ihn, den universell Gebildeten, oft genervt, dass sein Ansehen bei den Bürgern hauptsächlich durch seine Musik definiert wurde. „Ich kann doch mehr, als nur Klavier spielen“, moserte er hin und wieder. Nun - lieber Dirk: Das konntest du besonders gut und so, wie es den Menschen gefiel. Vielleicht gefällt es auch den himmlischen Heerscharen - man weiß ja nie, was uns dort erwartet. Wir werden dich vermissen und versuchen, deine Lieder auch für die Zukunft zu erhalten und zu pflegen. Ruhe in Frieden!

Waldi Fabritius

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