Glabbach fiebert dem Rosenmontag entgegen
Damensitzung: Im Dörfje wackelte die Festhalle
Neuwied-Gladbach. Wäre die Damensitzung am kommenden Samstag nicht schon seit langem ausverkauft, wäre sie es seit Samstag. Da feierte die Karnevalsgesellschaft 1880 Gladbach nämlich die erste der beiden Damensitzungen und machte damit tolle Werbung in eigener Sache. Aber vielleicht hat der ein oder andere doch noch Glück und kann eine der begehrten Karten ergattern? Die Fastnachtsgecken in Gladbach sind im Saalveranstaltungsmodus. Aber anders als beim Narrentreffen in der Vorwoche standen am Samstag ausschließlich die einheimischen Protagonisten auf der Bühne: Glabbacher Urgesteine und junge Talente. Die Bat-Nau Sänger zählen mit 23 aktiven Jahren zur ersten Gruppe. Sie sind zu Identifikationsfiguren der heimischen Fassenacht geworden. Mit ihren Stimmungsliedern die in der Hymne auf das Dörfje gipfelten, brachten sie die Narhalla ins Wanken. Die Bat-Nau Sänger waren genau die richtigen, um das Publikum nach der Pause, die vor Jahren wegen des Rauchverbots in der Halle eingeführt wurde, wieder in Fahrt zu bringen. Kurzzeitige Aufregung hatte es gegeben, als die benachbarte Feuerwehr ausrückte und mit ihr der ein oder andere aktive Fastnachter den Saal zum Einsatz verließ. Im zweiten Jahr ohne Prinz, deren Liste namentlich belegt bis ins Jahr 1899 zurückreicht, tat es zwar nicht mehr so weh. Aber vermisst wird seine Tollität schon. Darüber tröstete die Theke mit Fassbier „Zum geele Frack“, an der Stelle des Prinzenthrones installiert, nur wenig hinweg. Auf die Prinzengarde musste trotzdem niemand verzichten. Die gelb-blaue Macht begeisterte mit ihrem Tanz am Gewehr. Schön, dass es um den Nachwuchs gut bestellt ist. Die Kinderprinzengarde stand den großen Jungs in nichts nach. Überhaupt war der Einmarsch der Garden und des Komitees ein stolzer Anblick. Wie immer hatte Elferrat Olli Krieger die Moderation übernommen. Seinen Chef, Präsident Peter Blum, schickte er gleich nach Verlesung der „Sicherheitshinweise“ durch Janik Hoffmann und Fabian Stockhausen, auf die Bühne. Gemeinsam mit der kurz vor der Entbindung stehenden Silke Winterscheid und Eva Flöck, machte Peter Blum auf Camping. Als Intimkenner der Campingfreunde Vierzig Morgen gaben sie Einblicke in Zelt und Wohnwagen. Nach der Nummer zum Lachen gab es etwas für das Auge. Die Lollipops, die Showtanzgruppe der Karnevalsgesellschaft, feierte einen venezianischen Maskenball. Weitere tänzerische Ausrufezeichen setzten die Funkengarde und das Solomariechen Franziska Knester, Schwester des langjährigen Solomariechens der Prinzengarde. Das närrische Blut tragen eben viele Gladbacher Familien in sich und geben es von Generation zu Generation weiter. Von geschlossener Gesellschaft kann aber dennoch keine Rede sein, sind neue Gesichter immer wieder gern gesehen. Unter den rund zweihundert Besuchern war auch eine syrische Flüchtlingsfamilie. Viel von Timo Stockhausens und Meike Flohrs Vortrag auf Mundart werden sie nicht verstanden haben. Dafür jedoch die Stimmung gespürt, die das Duo auslöste. Taxi Timo und Klofrau Meike gaben sich dieses Mal sportlich und verbreiteten viel Frohsinn und Heiterkeit. Genau der richtige Zeitpunkt für Olli Krieger den vielen Mitwirkenden zu danken, die der Karnevalsgesellschaft an diesem Abend im Saal, vor und hinter den Kulissen, unter die Arme griffen. Etwa einem Wagenbautrupp, dem Pfarrgemeinderat oder der kompetent-informativen Sabrina Jungbluth in der Tradition des Ampelmännchens. Nur kurz verließ die Trainerin ihren Posten, um der Damengarde die letzten Tipps und Anweisungen mit auf den Weg zu geben. Die Mädels im glitzernden gelb-blau lieferten einen gefeierten Gardetanz ab. Auch Olli Krieger war an diesem Abend in mehreren Funktionen unterwegs. Gemeinsam mit Andy Cammarano und Ferdinand Blum unterhielten sie das Publikum als „Söhne Gladbachs“. Von der Gesangsformation im zweiten Jahr wünschten sich die Fastnachtsgecken ein Wiedersehen in der nächsten Session. Mit Janik Hoffmann und Fabian Stockhausen schloss sich gegen Mitternacht der Kreis. In der Rolle der Rentner „Hackestiels Werner und Spatestiels Pitter“ widmeten sie sich dem Dorfgeschwätz. Da blieb nicht nur kein Auge trocken sondern auch niemand verschont. „Was interessiert mit der einzelne, wenn der ganze Saal lacht“, frotzelte Fabian Stockhausen. Mit dem Lied über die 11 Komiteeter bekamen auch die Gelbfräcke ihr Fett weg. Die Strafe folgte stehenden Fußes: „Morgen um elf sehen wir uns hier zum Aufräumen“, forderte Timo Stockhausen seinen Bruder auf. Keine echte rheinische Fassenacht ohne kölsche Lieder. „Kölle Allaaf“, hieß das Motto der Mephistos. Der Schlussakt einer jeden Damensitzung ist dieser Showtanzgruppe stets vorbehalten. Zum großen Finale gab es ein Wiedersehen mit allen Aktiven. Mit stehen Ovationen bedankten sich die Fastnachtsgecken bei ihnen für die schönen Stunden.