Naturschutzinitiative (NI), Naturschutzbund (NABU) und Bündnis 90/Die Grünen

Ausbau der B 49 wird abgelehnt

Ausbau der B 49 wird abgelehnt

Die B 49 zerschneidet die Montabaurer Höhe, FFH-Gebiet und Naturpark. Das Foto zeigt den Endpunkt des ersten Bauabschnittes von Neuhäusel bis zum Hillscheider Stock. Quelle: Naturschutzinitiative (NI)

06.07.2022 - 14:12

Westerwaldkreis. „Naturschutzinitiative e.V. (NI), Naturschutzbund (NABU) Montabaur und Umgebung und Bündnis 90/Die Grünen lehnen den dreispurigen Ausbau der B 49 zwischen Montabaur und Neuhäusel ab“, erklärten gemeinschaftlich Wildkatzenexpertin Gabriele Neumann und Dipl.-Biologe Immo Vollmer (beide NI), Roger Best, NABU-Vorsitzender Montabaur und Umgebung, und Sprecherin der KAG Verkehr von Bündnis 90/Die Grünen im Westerwaldkreis, Dr. Ine Schmale.

Die B 49 quert das Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) Montabaurer Höhe mittig. Damit seien schon jetzt große Probleme der Zerschneidung des FFH-Gebietes verbunden. Diese Probleme werden sich mit dem Ausbau der B 49 trotz mindernder Maßnahmen (Grünbrücken, Flächenausgleich etc.) verstärken, so die Naturschützer. Hinzu komme, dass die Bundesstraße die Kernzonen des Naturparks Nassau trenne und damit wertvolle Lebensräume zerschneide. Ebenso seien umfangreiche Flächen links und rechts der B 49 als Wasserschutzgebiet betroffen.


Wertvoller Waldbestand gefährdet


„Dem die Straße säumenden Buchenwald kommt eine hohe Bedeutung für das FFH-Gebiet und als Biotopfläche zu. Von der Altersklasse liegt meist Altwald in einer Hallenwaldstruktur vor. Die Bedeutung wird in Zukunft noch deutlich steigen, da die Stadt Montabaur im NO-Abhang parallel zur B 49 vor kurzem breite Waldstreifen von 193 ha aus der Nutzung genommen hat. Somit sind eine natürliche Alterung und ein natürlicher Zerfallsprozess des Waldes gewährleistet. Dieser sich natürlich weiterentwickelnde „Südblock“ würde durch die Ausbaumaßnahmen besonders geschädigt werden“, erklärten NI, NABU und Bündnis 90/Die Grünen.


Verlust von Biotopen und FFH-Lebensraumtypen


Aufgrund des enorm hohen Anteils an FFH-Lebensraumtyp-Waldflächen (FFH-LRT) entlang des Ausbauvorhabens sei mit einem nennenswerten Verlust an Fläche zu rechnen, heißt es weiter. Die geplante Erweiterung von sieben auf zwölf Meter - bei Erweiterung um eine ggf. noch anzugliedernde Radspur noch breiter - öffne das Kronendach des Waldes deutlich stärker als es bisher der Fall war. Die abfallende Schneise der Straße wirke wie eine Kaltluftschneise, indem frisch-feuchte Waldluft ausgeleitet werde. Je nach Witterung seien auch stark aufsteigende Luftströmungen möglich. Der fließende Verkehr dürfte die „Ventilationswirkung“ der Straße noch deutlich verstärken.

„In der Folge des Straßenausbaus ist eine weiträumige Verschlechterung des Waldinnenklimas durch Absenkung der Luftfeuchte und Austrocknung zu erwarten. Die großflächig abgestorbenen Fichtenwälder auf der Montabaurer Höhe zeigen nicht nur die ehemaligen Forstsünden mit Monokulturen auf, sie geben auch einen Hinweis auf eine Gefährdung der Waldbestände in klimatischen Extremjahren. Gerade wo Grundwasser in Teilen des Jahres hoch ansteht, haben auch die Buchen nur ein flaches Wurzelwerk ausgebildet und sind austrocknungsgefährdet. Daher ist das frisch-feuchte Bestandsklima über eine geschlossene Kronenschicht soweit wie möglich zu erhalten. Mit der Straßenverbreiterung ist somit die Gefahr großräumig kollabierender Buchenbestände gekoppelt. Besonders gefährdet ist der sog. „Südblock“ der sich in Zukunft natürlich weiterentwickeln soll“, betonten Biologe Immo Vollmer und Wildkatzenexpertin Gabriele Neumann. „Es ist damit zu rechnen, dass es zu nicht zulässigen Verschlechterungen des FFH-Gebietes kommen wird“, ergänzte Roger Best.


Biotopvernetzung wird erheblich beeinträchtigt


Durch die mittige Lage im FFH-Gebiet bestehe derzeit schon eine extreme Barriere für die Biotopvernetzung. Das FFH-Gebiet werde in zwei Teile gegliedert, betonte Biologin Dr. Ine Schmale. Die Probleme der Zerschneidung würden jedoch trotz geplanter mindernder Maßnahmen zunehmen. Mit dem Ausbau sei ein Anstieg der durchschnittlichen Verkehrsgeschwindigkeit und des Verkehrsaufkommens, insbesondere auch des Schwerlastverkehrs, zu erwarten.

„Die Montabaurer Höhe ist ein sehr wildreiches Gebiet und u.a. ein Kernlebensraum der durch Verkehr stark gefährdeten Europäischen Wildkatze (FFH Art, Anhang IV), die nach wie vor auf der Roten Liste als „gefährdet“ geführt wird. Als Maßnahmen der Minderung der Zerschneidungswirkung sind eine Wildbrücke und weitere Kleintierunterführungen vorgesehen. Damit wäre auch eine kilometerlange Zäunung notwendig, die die Zahl der Unfälle reduzieren soll (sowohl für Mensch als auch Tier). Mit der Zäunung ergibt sich ein Flaschenhalseffekt, der den Austausch zwischen den Teilgebieten des FFH-Gebietes verlangsamen wird. „Im Sinne des Verbesserungsgebotes zum FFH-Gebiet sind somit auch ohne eine Fahrbahnverbreiterung Maßnahmen zur Reduktion der Zerschneidungswirkung notwendig, insbesondere die Errichtung der ohnehin notwendigen prioritären Grünbrücke, wie bereits 2012 im Bundesprogramm Wiedervernetzung schriftlich festgehalten und 2014 in einem vom LBM beauftragten Gutachten festgestellt wurde. Getan hat sich seit zehn Jahren jedoch nichts“, kritisiert Gabriele Neumann.


Erhebliche artenschutzrechtliche Probleme


Stark von Straßenbaumaßnahmen betroffene Artengruppen seien Wirbeltiere wie die Wildkatze, Rotwild, aber auch Amphibien und Reptilien.

Fledermäuse als Zielarten des FFH-Gebietes Montabaurer Höhe sind Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus, die auch im Umfeld der Straße nachgewiesen wurden. Mit der Auflichtung von Beständen werden sich auch Habitat-Bedingungen nachteilig ändern, so die Naturschützer. Die im Umfeld der B 49 vorhandenen Hallenwälder seien grundsätzlich bevorzugtes Jagdhabitat des Großen Mausohrs. Der Bewirtschaftungsplan des FFH-Gebietes betone ausdrücklich die Kollisionsgefahr für die Bechsteinfledermaus an der B 49.

„Es besteht weiterhin die Gefahr, dass es zu Einbußen an weiteren waldtypischen Tiergruppen wie Spechte, Hohltaube und Fledermäuse kommen wird. Im Bewirtschaftungsplan werden als weitere wertgebende Arten, die im Umfeld der B 49 auch vorkommen könnten, Schwarzspecht, Grauspecht, Rauhfußkauz, Dunckers Quellschnecke, Zwergfledermaus, Gestreifte Quelljungfer und Zweigestreifte Quelljungfer genannt“, so Roger Best.


Schutz des Grund- und Oberflächenwassers gefährdet


„Die B 49 verläuft auf einem herablaufenden Höhenrücken Richtung Montabaur, von dem Bäche rechts wie links der Straße entspringen. Durch die Entwässerung der Straße können die Oberläufe der Bäche geschädigt werden. Auch die Versickerung mit der schutzrelevanten Auffüllung der in dem Bereich vorhandenen Wasserschutzgebiete können negativ betroffen sein“, erklärte Dr. Ine Schmale.


Kulturdenkmäler werden beeinträchtigt


Nicht nur die Natur, sondern auch Kulturdenkmäler würden durch das Planvorhaben beeinträchtigt: Die B 49 schneide den Limes (Kulturdenkmal „Römerturm“) und könne die Kulturdenkmäler Wegekreuz und Stundenstein am „Hillscheider Stock“ beeinträchtigen.


Zusammenfassende Gründe für die Ablehnung der Planung


Naturschutzinitiative (NI), Naturschutzbund (NABU) und Bündnis 90/Die Grünen lehnen daher den Ausbau der B 49 aus folgenden Gründen ab:

• Verschlechterung des FFH-Gebietes und des Naturparks,

• großräumige Waldschäden in den hier wertgebenden Buchenwäldern,

• Schäden im Quellbereich begleitender Bäche,

• nicht lösbare Probleme der Biotopvernetzung für schutzrelevante Arten,

• Zerschneidung und Zerstörung von Lebensräumen,

• Verlust an Biodiversität und erhebliche artenschutzrechtliche Risiken,

• weitere Flächenversiegelung,

• Klimaschädigung,

• kein Bedarf für den dreispurigen Ausbau aus verkehrlicher Sicht.

„Die bestehenden Beeinträchtigungen der B 49 auf das umliegende FFH-Gebiet und den hier vorkommenden schutzrelevanten Arten erfordern auch ohne den Ausbau der B 49 Maßnahmen (z.B. eine prioritäre Grünbrücke), die die Barrierewirkung der Straße mindern. Wir fordern daher die Landesregierung auf, den geplanten dreispurigen Ausbau aufzugeben. In der Zeit des Artensterbens, dem Verlust an Biodiversität und Lebensräumen sowie der Klimakrise sind derartige Planungen nicht zu verantworten. Sie passen nicht in die Zeit und auch nicht in ein europäisches FFH-Gebiet oder einen Naturpark. Außerdem sind sie nicht notwendig!“, so Gabriele Neumann und Immo Vollmer, (NI), Roger Best (NABU) und Dr. Ine Schmale, Bündnis 90/Die Grünen.

Pressemitteilung der

Naturschutzinitiative (NI)

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Wer kann Angaben zum Unfallgeschehen machen?

Zeugen nach Verkehrsunfallflucht gesucht

Ehlscheid. Am 26. April, zwischen 06:55 Uhr und 15:50 Uhr, befand sich der PKW der Geschädigten auf dem Parkplatz der Tierarztpraxis in der Gommerscheider Straße. Bei der Rückkehr zum Fahrzeug bemerkte die Geschädigte eine großflächige Beschädigung im Bereich der linken Fahrzeugseite ihres PKW. Zeugen werden gebeten, mögliche Hinweise der Polizeiinspektion Straßenhaus unter Tel. 02634/9520 oder per E-Mail: pistrassenhaus@polizei.rlp.de. mehr...

Rückruf: Plastikteile in Schokolade „Ritter Sport Joghurt“

Region. Die Alfred Ritter GmbH & Co. KG ruft gefüllte Vollmilchschokolade der Sorte Joghurt aus dem Handel zurück, weil einzelne Tafeln Kunststoffteile enthalten können. Betroffen sind Tafeln mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) 3.2.2025 und den Los-Kennzeichnungen H3P1 0304, H3P2 0304 und H3P4 0304. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Ermittlungen nach sexueller Belästigung in Regionalbahn auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz

19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Koblenz. Am Donnerstagmittag, 25. April zwischen 11.30 und 12.30 Uhr soll es in der Regionalbahn 4256, auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz, zu einer sexuellen Belästigung einer 19-Jährigen gekommen sein. mehr...

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Hubschraubereinsatz bei schwerem Verkehrsunfall auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Ruppichteroth. Am Donnerstagnachmittag, 25. April 2024 um 16.20 Uhr wurde der Leitstelle der Polizei durch die Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises ein Verkehrsunfall mit verletzten Personen auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth gemeldet. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Wagener :
Die Entscheidung ist richtig und zu begrüßen ! Wenn der Zustand der Tiere und des Geländes so wie geschrieben besteht , gab es keine Alternative ! Wer über so lange Zeit zulässt, dass die Hunde verwahrlosen und buchstäblich im Dreck leben müssen, ist auf lange Sicht nicht in der Lage diese ohnehin...
Lya:
Unfassbar aufgrund hater in sozialen Medien. Besucht doch den Hof und macht euch ein Bild. Nicht umsonst waren Ralf Seeger von den harten Hunden schon dort. Willkür wegen Menschen denen es nicht um Tiere geht sondern wie in der DDR oder unter Adolf um denunzieren....
Sabine Daniels:
Hallo, ja Kontrollen zum Schutz der Tiere sind wichtig. Aber der Gnadenhof Eifel hat jahrelang ohne Beanstandungen jede Kontrolle bestanden. Falls die. Behauptungen stimmen sollten, warum wird nicht nach einer für jede. Seite verantwortungsvoll, zum Wohl der Tiere eine gemeinsame Lösung gefunden? Ist...
Amir Samed :
HR Kühnert, auch Talkshow-Kevin genannt, ist allgemein bekannt für seine Forderungen nach Verstaatlichung. In seinem Weltbild ist es Diebstahl, wenn ein Mensch sein Leben lang hart arbeitet und sich zur Altersvorsorge ein Haus baut. Stattdessen sollte dieser sein hart verdientes Geld dem Staat überlassen,...
Ralph-Lothar Keller:
Wegen mir muss man in der Öffentlichkeit nicht kiffen dürfen. Wenn man das draußen tut, dann am Besten wo niemand ist. Wenn am Pavillon gerade niemand ist (sagen wir um Mitternacht), dann kann man da ja kiffen. Sonst würde ich es wo anders machen. Viel wichtiger ist, dass der Grenzwert angepasst wird....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service