Blaue Funken lieferten Steilvorlage für ihr 125-jähriges

Älteste Andernacher Karnevalsgesellschaft beschloss Prunksitzungs-Reigen

20.02.2017 - 11:59

Andernach. „Ratsch Bumm“ und „Alaaf“, schallte es am Wochenende aus der närrisch geschmückten Mittelrheinhalle. Die Fidelitas 1893 „Blaue Funken“ hatte zu zwei Prunksitzungen eingeladen. Im Schlossgarten-Ambiente des, mit Gemüsearrangements („Essbare Stadt“) dekorierten, Bühnenbilds, versprach Funkenkommandant und Sitzungspräsident Hans-Peter Klein ein „kurzweiliges, knackiges Programm lupenreiner Amateure“ und hielt Wort: Es wurde eine tolle Show – amüsant und rasant.


Die Stimmungs-Lokomotive setzt sich in Bewegung


Vor dem umjubelten Einmarsch der Uniformierten stimmten zehn „Evergreens“, die Gesangsgruppe des Alt-Herren-Corps, musikalisch getragen vom Stimmungstrio „Tusch Express“, das traditionelle Funkenlied an. Dann ergriff das blau-weiße Militär Besitz von der Bühne. Seit 37 Jahren wird bei den Funken gewibbelt, kölsch gesagt, „Stippeföttche gedanzt“. Das neue Funken- und Tanzmariechen Victoria Huckriede mischte sich als aparte Zierde unter ihre Jungs.

Als 53. Träger des „Bubbelatiusordens“ wurde am Samstagabend Albrecht Schmitz ausgezeichnet. Der ehrenamtliche Stadtbeigeordnete gehört dem Funkencorps bereits seit rund dreißig Jahren an und hat sich dort durch sein vielseitiges Engagement, u.a. als Verpflegungsoffizier, Verdienste erworben.

Rauschender Beifall und Jubel für die gelungene Feuertaufe des Tanzmariechens. Victoria Huckriede lieferte mit ihrem bereits auftrittserfahrenen Tanzoffizier Maxmilian König eine temperamentvolle Darbietung ab. Statt „Salzstreuer“, „Salzsteuerin“? Nicht „Vaterunser“ sondern „Elternunser“?

Nachtwächter Bernd Schwickert hatte hinsichtlich des Genderings, also der geschlechtergerechten Sprache, so seine Zweifel. In gereimten Worten nahm der Hellebarde-haltende, bedächtig-schalkhafte Protokoller auch, seiner Meinung nach übertriebene, Umformulierungs-Tendenzen im Sinne politischer Korrektheit aufs Korn.


Die Blauen Funken haben keine Nachwuchssorgen


Die Nachwuchsarbeit im Funkencorps ist schon seit 3x11 Jahren ein Aushängeschild dieser Gesellschaft. Der Lohn für das Trainieren und Proben der Kids ist ein Auftritt auf der großen Bühne. Dieses Erlebnis hatten am Samstag das Kindertanzpaar Lena Passek (7 Jahre ) und Tim Schmitt (8 Jahre), die zu „Biene Maja“ und „Heidi“ ihre beeindruckenden Räder schlugen und sehenswerte Tanzschritte zeigten. Auch Patricia Lukomksi (11 Jahre) begeisterte mit ihrem Auftritt als Solomariechen. Als Paradiesvögel tanzten sich dann die „Fünkchen“, 20 Mädchen und zwei Jungs, zu südamerikanischer Musik in die Herzen der Zuschauer. Am Sonntag lieferten zudem die „Minis“ und die „Kometen“ Kostproben ihres Könnens ab.

Puddel Michael König kalauerte über Postbeamte, die ungern Punkte für andere setzten, um sich nicht der Urkundenfälschung schuldig zu machen und lästerte über sein Spiel mit der Polizei. Laute des Bedauerns waren im Publikum zu vernehmen, als Musikclown Peppi (Michael Detje) seinen Abschied verkündete. 16 Jahre brachte er mit, auf seinem Saxophon gespielten, kölschen Liedern, rheinische Stimmung in den Saal.

Nach einem Brings-Höhner-Räuber-Medley und seinem Finale mit „Oh mein Papa“, folgte der dankbare Riesen-Applaus der närrischen Zuhörer, deren Nähe Peppi bei seinen Auftritten immer gerne suchte.


Braucht der Spielmannzug eine Fernbedienung?


Von „goggelten“ und Tupperware-jecken Müttern, Missverständnissen mit Feen und „Schizos“, die nach dem Sex nicht fragen: „„Na, wie war ich?“, sondern „Na, w e r war ich?“, erfuhren die Sitzungsbesucher einiges im Thekengespräch der „Funkenboyz“ (Thomas Klein und Martin Zschiesche) bis 21 junge Damen mit dem Tanzoffizier Maximilian König in ihrem blau-weiß-zackigen Gardetanz makellos das närrische Sitzungsprotokoll erfüllten.

Schon seit 2012 steht Daniel Nonn mit Puppe Otmar auf der Funkenbühne. Daniels schlagfertiger textiler Freund hatte in diesem Jahr offenbar einen Deal mit der Werbebranche, präsentierte er doch, Schlag auf Schlag, TV-bekannte Slogans, die sogar das Publikum mitsprechen konnte. Riesenapplaus für eine pointenreiche Plauderei.

Dem Gestaltungsrahmen eines Spielmannszuges mit Querflöten, Lyras und Trommeln ist Grenzen gesetzt - meint man. Doch dann erlebt man so etwas: Von einem USA-Besuch brachte der musikalische Leiter Philipp König eine neue technische Errungenschaft mit, die Fernbedienung „Little HP 111“, mit der er jetzt den „Cyber-Tam“ (Tobias Koch) steuern kann.

Urkomisch, wie dieser auf die Signale reagierte und sein Musik-Ensemble anwies, laut leise, schnell, langsam, in Moll, in Dur, im Schallplatten- oder CD-Sound aufzuspielen oder sich, fremdgesteuert, als guter oder schlechter Tambourmajor gebärden musste. Der Saal tobte nach dieser originellen Show des Spielmannzuges, der in diesem Jahr bereits 80 Jahre besteht.


Die zweite Halbzeit: Nix für sture Böck un Schlofmötze


Der Stimmungsnährboden war außerordentlich bereitet, als Prinz Michael II, „der Kresse aus der Wackelbütt“ und Prinzessin Manuela I. „die närrische Fee vom Frauenkaffee“ nach der Pause mit ihrem Gefolge triumphal in die Narrhalla einzogen.

Humorvoll und erfüllt von rheinischem Frohsinn bereicherte die närrische Reisegesellschaft das Sitzungsprogramm mit ihrem Prinzensong.

Die Funkenoffiziers-Clique und beliebte Sketchgruppe „De Offze“ (bestehen 2x11 Jahre) entwickelte, nach den letztjährigen Erfahrungen mit nicht zutreffenden Unwetterwarnungen, eine „Rosenmontags-App“ („Andernach kann nur Karneval“). Mit der Anwendung ist es möglich, aus allen Widrigkeiten des Lebens karnevalstaugliche Situationen zu generieren. Die Funktionalität der technischen Errungenschaft demonstrierte das Ensemble zwerchfellstimulierend.

Groupies wünscht sich wohl jeder Büttenredner, er hat sie: Heinz Jürgen Wiss alias „Die doof Nuss“. Zum Ende seines, betont gelassen präsentierten, Pointen-Feuerwerks, gefolgt vom Dauerlachen im Saal („Herr Kommandant, so kann ich nicht arbeiten!“), stürmten fünf Verehrerinnen die Bühne, um ihm eine Blume zu überreichen. Der Inbegriff von Rhythmus und Originalität: „Drumline“! Die Performance der acht Spielmannszug-Trommler mit Papier-Mülleimern und Glasflaschen – energiegeladen, temporeich und mitreißend. Zum Abschluss gab es Jubel und Zugabe-Rufe ohne Ende.


Comedy vom Feinsten


Eine Razzia 23 attraktiver Polizistinnen in glitzernden, futuristisch anmutenden Uniformen lässt wohl so mancher Mann gerne über sich ergehen. Die Schautanzgruppe, dramaturgisch unterstützt von Einpeitscher Tobias Koch, ertanzte sich aber mit ihrer ideenreichen Disco-Pop-Choreographie den Begeisterungssturm des gesamten Publikums.

War das ein Vergnügen! Der Zauberer, Bernd Schwickert, hat gerade seine Prüfung an der Horry-Patter-Akademie abgelegt und nun seinen ersten Auftritt. Das „Medium“, Peter Zschiesche, steht ihm, als erstes Opfer, zur Seite. Kaum zu übertreffen dessen Mimik, mit der er die Beobachter mitfühlen und mitleiden lässt. Das war mehr als Karneval, das war Kleinkunst der vergnüglichsten Art.

Im „Funken-Sanatorium“ kann es richtig rund gehen. Die sichtlich gealterte Wibbelgruppe steigerte sich in ihrer tänzerischen Dramaturgie von „Man müsste nochmal zwanzig sein“ über „Mit 66 Jahren“ zu „Superjeile Zick“ und „I love it“ und löste einen Sturm der Begeisterung aus. Bemerkenswert: der komplette Funkenvorstand und fünf Büttenredner machten diesen Männertanz-Spaß mit.

ACDC-Rocker Andreas Schumacher , Tobias Koch und Bärbel König gestalteten das musikalische Finale und als am Ende alle Mitwirkenden des Abends die Bühne füllten und den Domstürmer-Hit „Meine Stadt, mein Verein“ mitsangen, durften sie sich der vergnügten und zufriedenen Gesichter ihrer Gäste im Saal erfreuen. Das war eine Steilvorlage für das 125-jährige Funken-Jubiläum im kommenden Jahr!

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20.02.2017 15:02 Uhr
Günter Montermann

Es war eine ganz tolle Sitzung mit sehr vielen Höhepunkten.
Es gefällt mir immer wieder bei den "Blauen Funken".



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