SolidAHRität in der Oberpfalz

Ahrtalschüler genießen eine Woche Auszeit im bayrischen Sulzbach – Rosenberg

26.10.2021 - 11:38

Kreis Ahrweiler. Seit der Flutkatastrophe vom 14./.15. Juli diesen Jahres erfahren die Menschen an der mittleren Ahr eine unfassbare Hilfsbereitschaft, die Mut macht und Kraft gibt für den bevorstehenden Wiederaufbau. Auf Einladung der Walter Höllerer Realschule in Sulzbach – Rosenberg (Kreis Amberg – Sulzbach) verbrachten 24 Schüler*innen aus den Klassen 7 bis 9 der Ahrtalschule Realschule plus eine Woche voller Erlebnisse und aktiver Erholung in deren Schulgemeinschaft. Das Oberpfälzer Organisationsteam um Schulleiter Martin Zimmermann und Lehrerin Silvia Rupprecht sorgten nicht nur für kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten in den Familien der jeweiligen Austauschschüler, sondern sorgten auch über Sponsoren für ein vollkommen kostenfreies Ausflugs- und Besichtigungsprogramm, das einen tiefen Einblick in die Kultur, Geschichte und heutigen attraktiven Freizeitangebote ihrer Heimatregion ermöglichte.

Doch wie kommt es zu solch einem empathischen, partnerschaftlichen Angebot an die Altenburger Schüler*innen? Auch in Sulzbach erfuhren Lehrer*innen und Schüler*innen über diverse Medien in aufrüttelnden Bildern von der Katastrophe, die das Ahrtal im Juli heimgesucht hatte. Wie so viele andere Menschen wollte man einer betroffenen Schule und deren Kindern irgendwie helfen. Über das Internet und das soziale Netzwerk Facebook gelang es Silvia Rupprecht, zunächst in Kontakt mit der Schulelternsprecherin Nathalie von Derschau zu treten. In einem ersten Telefonat der Beiden entwickelten sie die Idee einer Einladung in die Oberpfalz mit einem aktiven Erholungsprogramm. Auf offene Ohren und vor allem tatkräftige Unterstützung bei ihrem Schulleiter Martin Zimmermann konnte Silvia Rupprecht rechnen, zumal die Erziehung zu Werten wie Kooperation, Offenheit und Solidarität an ihrer Schule nicht nur leere Worte für Wandplakate sind, sondern aktiv im Schulleben gelebt werden.

Über Schulleiterin Marion Schnitzler wurde die Idee in die Ahrtalschule getragen. Sie kümmerte sich fortan um den Austausch mit der bayrischen Schule, der einem Teil ihrer Schülerschaft neue Erfahrungsmöglichkeiten und freundschaftliche Verbundenheit in zunächst fremden Familien eröffnen sollte. Die Sulzbacher Organisatoren hatten die Übernachtungsmöglichkeiten für 44 Schüler*innen und vier Lehrer*innen möglich gemacht, die Verteilung der Kinder erfolgte über deren Jahrgangsstufe, Geschlecht, persönlichen Interessen und Hobbys.

Schließlich begaben sich 24 Kinder der Ahrtalschule begleitet von ihren Lehrer*innen Meike Möller und Joachim Montel im Bus der Firma Philipp Fulgraff auf ihre Fahrt ins Unbekannte. Nach sechs Stunden Fahrt erreichten Sie die nagelneue Realschule. Begrüßt wurden sie nicht nur von der kompletten Schulleitung, dem Organisationsteam und dem vollständigen Elternbeirat, sondern auch von zahlreichen Sponsoren der Fahrt und vor allem vom Landrat Richard Reisinger. Dieser betonte in seiner Ansprache als Schulträger die Chancen einer solchen Zusammenarbeit und bedankte sich ausdrücklich bei Schulleitung und Organisationsteam für deren überragenden Einsatz, die diesen Austausch innerhalb weniger Wochen auf die Beine gestellt hatten.

Im Anschluss an die Begrüßung und das bayrische Mittagessen, lernten die Gäste ihre Partnerkinder erstmals in spielerischer Form kennen. Die Auswahl der Gastfamilien hatte Silvia Rupprecht so perfekt organisiert, dass sich ein Ahrtalschüler schon an diesem Tag zu dem Ausspruch hinreisen lies „Super, ich komme auf einen Bauernhof. Ich liebe sie schon jetzt!“


Gang ins „Loch“


Dienstagmorgen besuchten die Ahrtalschül*innen zunächst den Unterricht mit ihren Gastgebern, danach wurde Ihnen die Stadt Sulzbach in einer Stadtführung mit Märchenerzählerin Tanja Weiß nahe gebracht. Den Höhepunkt erlebten hier die Schüler*innen beim Gang ins „Loch“ mit Verhörzimmer, dem Gefängnis von Sulzbach im Mittelalter unter dem Rathaus. Schuldeingeständnisse von Gefangenen wurden hier auch mit zahlreichen Folterinstrumenten erzwungen. Parallel dazu besuchten die Ahrtalschüler*innen das erste bayrische Schulmuseum, welches Ihnen Einblicke in das bayrische Schulleben seit dem frühen 19. Jahrhundert bis heute ermöglichte. Schulisches Lernen in altersgemischten Klassen bis zum 7. Jahrgang mit nur einem Lehrer war teilweise mit sehr harten Ordnungsmaßnahmen wie dem Verteilen von Tatzen mit einer Haselnussrute oder dem Knien auf einem Holzscheit verbunden.

Nach einem weiteren leckeren Mittagessen in der Schule, gesponsert von einem lokalen Gasthaus, erfolgte die Busfahrt zur Teufelshöhle nach Pottenstein. Diese wurde gemeinsam mit anderen Touristen in einem einstündigen Fußmarsch erkundet.

Der Mittwoch stand dann ganz im Zeichen des Ausflugs- und Fahrtentages der Walter Höllerer Realschule. Gäste und Gastgeber fuhren deshalb gemeinsam in den Freizeitpark Monte Kaolino, einem Freizeitpark im Kaolinabbaugebiet (Rohstoff der Bau- und chemischen Industrie). Neben der Erklimmung des Monte Kaolino, der einen wunderbaren Ausblick auf die gesamte Region bot, stand hier die Sommerrodelbahn und eine einstündige Segway Tour auf dem Programm. Der Nachmittag war dann Erlebnissen in den Gastfamilien vorbehalten.

Der Donnerstag wurde gemeinsam mit den Partnerkindern begangen. Zunächst fuhr der Bus nach Regensburg, der Hauptstadt der Oberpfalz. Bei einer Stadtführung in Kleingruppen lernte die gemischte Reisegruppe nicht nur die Regensburger Innenstadt direkt an der Donau kennen, sondern besuchten auch den dortigen Dom, der sehr viele Ähnlichkeiten zu seinem großen Bruder, dem Kölner Dom, aufweist.

Auf der Rückfahrt kam man nicht zufällig an der höchsten Holzkugel der Welt am Steinberger See vorbei. Diese 80 Meter hohe Freizeitattraktion im Kreis Schwandorf wurde nicht nur ob ihres wunderbaren Ausblicks auf die Region erklommen, sondern auch wegen ihrer innen liegenden Superrutsche.

Den Abschluss des Tages bildete dann ein Empfang im Ratssaal des Sulzbacher Rathauses durch den zweiten Bürgermeister der Stadt Sulzbach. Dieser war zum ersten Mal seit der Corona Pandemie mit Menschen gefüllt.

Zum letzten Treffen an der neuen und hochmodernen Realschule in Sulzbach – Rosenberg am Freitagmorgen war die Gefühlswelt aller Beteiligten sehr aufgewühlt. Es galt Abschied zu nehmen von neugewonnen Freunden und Partnern. Die ausnahmslos freundschaftlichen Begegnungen mit gleichaltrigen Schüler*innen und Kolleg*innen hatten tiefe Spuren hinterlassen. Auch in Sulzbach kennt man den Neuaufbau der Schule und den Umzug der gesamten Schulgemeinschaft in eine neue Umgebung (Container) seit der Renovierung ihres alten Gebäudes.

Die Schüler*innen der Ahrtalschule verabschiedeten sich mit Dankesworten, die über das Schulradio live gesendet wurden zusammen mit der Aufnahme des Ahrtalschulliedes, das tags zuvor im Bus aufgezeichnet wurde.

Für Lehrer*in und Schüler*innen der Ahrtalschule stellte diese Fahrt in die Oberpfalz ein großes und unvergessliches Erlebnis dar. Für ein paar Tage konnten sie den leider traurigen Anlass ihrer Reise - die Zerstörung ihres Schulhauses in der Flutnacht – vorübergehend etwas vergessen.

Auf die letzte Frage im Bus, wer denn die netteste Austauschfamilie gehabt habe, schossen alle Arme in die Höhe und ein vielstimmiger Chor brüllte „Iiiich!“

Die Schulgemeinschaft der Ahrtalschule möchte sobald wie möglich die neugewonnene Schulpartnerschaft mit einer Gegeneinladung an die Oberpfälzer Realschule vertiefen, denn eine schulische Partnerschaft lebt nicht von Urkunden, sondern in der Begegnung von Menschen.

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