Goethe-Schüler live am Südpol

Auf der Suche nach dem Geisterteilchen

22.03.2019 - 12:31

Bad Ems. Jan Weldert, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut der Physik an der Uni Mainz, leitete mit dem Vortrag „Auf der Suche nach dem Geisterteilchen“ in den ereignisreichen physikalischen Vormittag am Goethe-Gymnasium Bad Ems ein. Schülerinnen und Schüler aller Physikkurse der Oberstufe erhielten einen ersten Einblick in die Erforschung sogenannter Neutrinos, die auch Geisterteilchen genannte werden, denn sie sind weder zu sehen noch zu spüren, durchdringen milliardenfach jeden Quadratzentimeter des menschlichen Körpers und sind extrem schwer nachzuweisen. Die Wissenschaft erhofft sich durch die Detektierung der Teilchen Erkenntnisse über die Sonne, den Aufbau der Erde oder aber die Vorgänge, die in schwarzen Löchern ablaufen, zu erlangen. Geforscht wird nach diesen Teilchen unter anderem am IceCube Neutrino Observatory, welches Teil der Amundsen-Scott-Südpolstation ist. Mit dabei sind die beiden Wissenschaftler Kathrin Mallot und Benjamin Eberhardt, die als sogenannte Winterover zurzeit auf der Forschungsstation arbeiten. Als Winterover bleiben Mallot und Eberhardt den gesamten polaren Winter auf der Station, ohne die Möglichkeit, die Station vorzeitig zu verlassen, denn für die notwendigen Flugzeuge ist es im polaren Winter einfach zu kalt.

Als Highlight des Vormittags war ein Interview der Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums mit den beiden Wissenschaftlern mittels einer Videokonferenz zum Südpol geplant. Als die Verbindung um 10 Uhr stand, waren alle gleichermaßen erleichtert und gespannt. Mallot und Eberhart beantworteten die zahlreichen Fragen. Schulleiter Joachim Baldus begrüßte die Wissenschaftler und leitete das Interview ein.

Baldus: Sehr geehrte Frau Mallot, sehr geehrter Herr Eberhardt, vielen Dank, dass Sie für dieses interessante Projekt die Zeit gefunden haben und sich den Fragen unserer Schülerinnen und Schüler stellen. Wir sind alle sehr gespannt, mehr vom Leben und Arbeiten am Südpol zu erfahren.

Schüler: Wie sieht es am Südpol mit Schlafen aus?

Mallot: Die Höhe von fast 3000 Metern ist schon ein Problem. Auch der polare Sommer ist eine Herausforderung. Wir verdunkeln die Schlafräume mit Jalousien. Durch die vielen anstehenden Arbeiten können wir meistens jedoch gut schlafen.

Schüler: Haben Sie keine Angst, sechs Monate die Sonne nicht zu sehen?

Eberhardt: Besonders die dunkle Zeit im polaren Winter ist schon nicht einfach. Wir nehmen gegen die Folgen der Lichtarmut Vitamin D Tabletten und lassen uns regelmäßig mit UV-Licht bestrahlen.

Schüler: Woher kommen die Forscher auf der Station und wie verständigen Sie sich miteinander?

Mallot: Im Winter sind nur wenige Forscher auf der Station. Insgesamt sind zurzeit nur 42 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Nationen hier. Darunter sind drei Deutsche, die hier den polaren Winter verbringen werden. Wir verständigen uns hier in der Wissenschaftssprache Englisch.

Schüler: Aus welchem Fachbereich kommen die Forscher auf der Station?

Mallot: In erster Linie arbeiten hier Physiker. Darüber hinaus aber auch Informatiker, Kosmologen und Klimaforscher. Untersucht werden hier beispielsweise die Südlichter oder es werden Erdbebenmessungen durchgeführt. Diese dienen zum Teil auch dazu, Kernwaffentests festzustellen.

Schüler: Wie sind Sie auf der Station untergebracht?

Eberhardt: Im Sommer sind die Zimmer sehr dicht belegt, da sich auf der Station bis zu 130 Personen befinden. Im Winter sind die Zimmer dann für uns größer. Man kann sich das wie ein Einzelzimmer in einer Jugendherberge vorstellen. Es gibt mehrere Wohnzimmer und Konferenzzimmer, eine Sporthalle, eine Sauna, einen Musikraum sowie einen Hobbyraum und eine Bibliothek. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Thema Duschen, da jedem von uns pro Woche nur zweimal zwei Minuten Duschen zur Verfügung stehen.

Schüler: Wie erfolgt denn die Gewinnung von Wasser auf der Station?

Eberhardt: Wir gewinnen das Wasser aus ca. 300m Tiefe aus einer ins Eis geschmolzenen Kaverne. Damit ist der Schnee, den wir als Wasser benutzen, vor 2000 Jahren gefallen. Das Wasser ist so rein, dass wir Mineralien zusetzen müssen, damit wir es trinken können.

Schüler: Haben Sie am Südpol Internet?

Mallot: Wir nutzen das Internet über Satelliten. Davon stehen uns insgesamt drei zur Verfügung, die eine gesamte Nutzungszeit von drei bis fünf Stunden pro Tag ermöglichen.

Schüler: Wieviele Mahlzeiten bekommen Sie pro Tag?

Eberhardt: Wir bekommen dreimal am Tag warmes Essen. Im Sommer sind die Mahlzeiten sehr abwechslungsreich, jetzt in der Winterzeit eher nicht. Unsere Obstvorräte gehen langsam aus. Wir nutzen aber auch ein kleines Gewächshaus, um zumindest ab und zu frisches Gemüse essen zu können. In der Winterzeit bekommen wir keine neuen Vorräte, da Flugzeuge nur bei Temperaturen von über -40°C fliegen können. So warm ist es hier im Winter nicht.

Schüler: Gibt es bei Ihnen Mülltrennung?

Mallot: Aber ja! Sogar eine sehr differenzierte. Wir haben hier zwanzig verschiedene Mülltonnen und alles, was wir hier an Müll produzieren, wird im Sommer wieder ausgeflogen.

Schüler: Warum forschen Sie ausgerechnet am Südpol?

Eberhardt: Das Eis am Nordpol ist nicht besonders dick und maximal drei Jahre alt. Am Südpol haben wir Eis mit einer Mächtigkeit von bis zu drei Kilometer. Für mich persönlich ist das Überwintern am Südpol auch ein Abenteuer. Sechs Monate komplett abgeschnitten zu sein, ist so ähnlich wie eine Expedition zum Mars.

Baldus: Vielen Dank für die ausgesprochen spannende Darstellung Ihres Alltags und Ihre Bereitschaft, sich heute Zeit für unsere Schülerinnen und Schüler zu nehmen. Der Tag wird uns sicher noch allen lange im Gedächtnis bleiben. Sie haben uns sehr anschaulich vermittelt, wie spannend naturwissenschaftliche Forschung sein kann. Wir wünschen Ihnen allen noch eine erfolgreiche und erkenntnisreiche Zeit am Südpol.

Mallot: Vielen Dank auch an euch alle für die vielen spannenden Fragen. Für uns war es eine großartige Abwechselung in unserem Arbeitsalltag. Es wäre schön, wenn wir den Einen oder Anderen für Physik begeistern konnten. Damit ging ein sehr ereignisreicher Physiktag am Goethe-Gymnasium zu Ende, der bleibende Eindrücke bei allen Beteiligten hinterlassen hat.

Pressemitteilung

Goethe-Gymnasium Bad Ems

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Flüchtiger Opel Corsa

Zeugenhinweise gesucht nach Verkehrsunfall auf der B 260

Lahnstein. Am 3. Mai ereignete sich auf der B 260 etwa 300 Meter vor dem Erreichen des Campingplatzes Runkel ein Verkehrsunfall mit mehreren Fahrzeugen. Gegen 18:20 Uhr wendete ein roter Opel Corsa Kleinwagen verbotswidrig auf der B 260 in Richtung Bad Ems, um über die parallel zur Fahrbahn befindlichen Schotter- bzw. Kiesfläche zurück nach Lahnstein zu fahren. Infolgedessen kam es zu einem Auffahrunfall zwischen zwei sich dahinter befindlichen Fahrzeugen. mehr...

Unverantwortlich und leichtsinnig 

Erwachsene mit Kind an der Schnellfahrstrecke

Montabaur. Am Dienstagabend, 30. April, gegen 18:00 Uhr wurde der Bundespolizei gemeldet, dass sich drei Personen auf der Schnellfahrstrecke Köln - Frankfurt/Main in den Gleisen befinden und in den Langer-Issel-Tunnel (Nordportal) gehen würden. Bei den Personen soll es sich um zwei Erwachsene und ein Kind handeln.  mehr...

Regional+
 

Wechselseitige Körperverletzung im Straßenverkehr

Autofahrer gehen aufeinander los

Linz. Am Donnerstag, den 2. Mai gegen 20:25 Uhr, kam es in Linz zu einer wechselseitigen Körperverletzung zwischen zwei Verkehrsteilnehmern. An einer Engstelle kamen sich zwei Pkw entgegen und konnten diese nicht gleichzeitig passieren. Da man sich nicht einig wurde, verließen beide ihre Fahrzeuge und gingen aufeinander los. Hierbei kam es zu gegenseitigenb Übergriffen indem der eine Verkehrsteilnehmer gewürgt und der andere einen Faustschlag ins Gesicht erhielt. mehr...

44-Jähriger nach Stichverletzung lebensgefährlich verletzt

Messerstecherei in Obdachlosenunterkunft

Mechernich. Am 1. Mai kam es gegen 22.10 Uhr in einer Obdachlosenunterkunft in Mechernich zu einem versuchten Tötungsdelikt zum Nachteil von einem 44-Jährigen. Bei einer privaten Grillveranstaltung verletzte ein 62-jähriger Bewohner der Unterkunft einen 44-jährigen Bewohner lebensgefährlich mit einem Messer im Bauchbereich. Der Geschädigte wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. Der... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Geparkter Pkw in Bendorf beschädigt

Geparkter Pkw in Bendorf beschädigt

Bendorf. Im Zeitraum von Dienstagabend 30. April gegen 18:30 Uhr, bis Mittwochmorgen, wurde durch bisher unbekannte Täter, ein geparkter Pkw, in der Straße Hellenpfad, auf der Fahrerseite, beschädigt.... mehr...

Silberner BMW Mini erheblich beschädigt

Silberner BMW Mini erheblich beschädigt

Bad Marienberg. Am frühen Nachmittag des 3. Mai wurde ein auf dem REWE-Parkplatz in Bad Marienberg parkender silberner BMW Mini vermtl. durch ein anderes Fahrzeug beim Ein-, oder Ausparken auf der Beifahrerseite erheblich beschädigt. mehr...

Verfolgungsfahrt zwischen Polizei und E-“Moped“

Verfolgungsfahrt zwischen Polizei und E-“Moped“

Daaden-Herdorf. Am Freitag, den 3. Mai kam es in Weitefeld zur einer Verfolgungsfahrt zwischen der Polizei und einem E-“Moped“. Der 17-Jährige Fahrer fiel durch “Wheelies“ auf. Als die Beamten ihm Anhaltesignale gaben, flüchtete er durch ein Wohngebiet in den Wald. mehr...

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

42. Auflage des „Lohners Vulkan-Marathon“ in Mendig pulverisierte mit 2141 Startern den bisherigen Teilnehmerrekord

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

Mendig. Die Traditionsveranstaltung „Lohners Vulkan-Marathon“, wie das Event offiziell heißt, stößt langsam in ganz neue Dimensionen vor: 2141 Starter, von denen 1806 das Ziel erreichten, sorgten am vergangenen... mehr...

Abenteuer im Trampolinpark

Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden

Abenteuer im Trampolinpark

Rieden. Viel Spaß hatte die Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden am letzten Samstag im April beim Besuch eines Trampolinparks in Koblenz. Es wurden dabei einige Saltos und Flickflacks absolviert, so... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Premiere in Ransbach-Baumbach

K. Schmidt:
Herr Müller hat schon Recht. Nie war doch mehr Information wie heute. Ich lade mir alle Beschlussvorlagen des Stadtrates herunter, als wär ich dort selber Mitglied. Ich kann mir deren Beschlüsse der letzten Jahre anschauen. Die Homepage der Verwaltung ist proppevoll mit Infos. Und das gilt sogar für...
Werner Müller:
Bürger, die keine VG-Blätter lesen (weder die Ankündigung noch die Entscheidung) und nicht an den öffentlichen VG-Sitzungen teilnehmen, wollen mehr informiert werden. Angebote nicht annehmen und sich dann laut über die eigene Inkompetenz beschweren - den gleichen Quatsch haben wir in Höhr-Grenzhausen...
K. Schmidt:
War es nicht die CDU, die die 7% eingeführt hatte, und dies ausdrücklich mit einer Befristung versah? Die stellt sich dann jetzt hin und jammert, weil diese Frist auslief und nicht verlängert wurde. Dieses elendige, unehrliche Hin und Her, Regierungs- und Oppositionsgetue mit quasi frei austauschbaren...
juergen mueller:
Typisch AfD-Manier. Warum die AfD seid 2015 so stark werden konnte? Weil sie permanent ihren Fokus darauf ausrichtet, die vermeintlich wohlstandsgefährdende Politik der Altparteien anprangert u. damit Erfolg bei denen hat, die grundsätzlich immer dabei sind, wenn es um`s Jammern auf höchstem Niveau...
Amir Samed:
Wegen der Steuergesetze bleibt den Arbeitnehmern von ihren höheren Gehältern kaum etwas übrig. Mit der Umsatzsteuer in der Gastronomie, der CO2-Steuer, der Luftverkehrssteuer, der Plastiksteuer, der LKW-Maut oder den stark steigenden Beiträgen in Kranken- und Pflegeversicherung hat die Ampel die Bürger...
K. Schmidt:
Ich habe mit dem Begriff "Bürger" an der Stelle ein kleines Problem. Denn während ich bei Bundes- oder Landtagsabgeordneten auch öfters den Eindruck habe, da steht die Partei und Machterhalt über allem und es gibt eine gewisse Basis- und Realitätsferne, kann man das den Mitgliedern von Ortsbeiräten...
Veronika Wildner:
Wenn nicht jetzt, wann dann! So ist es, ich wünsche der Wählergruppe Erfolg und gutes Gelingen ihrer gesteckten Ziele. Das ist Basisdemokratie, selbst die Hand anzulegen, die Bürger für die Bürger vor Ort bestimmen die Richtung, viel Glück....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service