Initiative: „In Oberwinter werden Bahnreisende nicht ausreichend informiert.“

Beim Gleiswechsel geht die Puste aus

Beim Gleiswechsel geht die Puste aus

Nach dem barrierefreien Umbau tauchen nun weitere Probleme auf. Foto:privat

17.08.2022 - 13:31

Oberwinter. Die Bauarbeiten am Bahnhof Oberwinter sind fast beendet. Jetzt muss die nun barrierefreie Station ihre Praxistauglichkeit beweisen. Tatsache ist, dass immer öfter Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Rollatoren auf den neuen Rampen zu sehen sind. Früher haben sie wegen der steilen Treppen den Bahnhof eher gemieden. Überhaupt hat sich die Zahl der Fahrgäste nicht zuletzt durch das 9-Euro-Ticket deutlich erhöht. Dennoch ist besonders ein Missstand für die Initiative Bahnhof Oberwinter inakzeptabel.

An den Hauptzugängen der Bahnsteige hat die Bahn sowohl Lautsprecher wie auch elektronische Fahrgastinformationssysteme angebracht. Auf diesen Dynamischen Schriftanzeigern (DSA) kann man auf einem durchlaufenden Schriftband aktuelle Meldungen zu den Zügen und ihren Abfahrtzeiten lesen. Leider gibt es pro Bahnsteig nur jeweils eine Anzeige. Da die Bahnsteige aber über 220 Meter lang sind und die Fahrgäste sich bisweilen auf der gesamten Bahnsteiglänge verteilen, bekommt nicht jeder mit, wenn wichtige Informationen über Anzeige und Lautsprecher mitgeteilt werden. Auch online finden sich nicht immer Hinweise in Echtzeit.

Dazu Philipp Rosenthal, Berufspendler und Gründungsmitglied der Initiative: „Darüber könnte man hinwegsehen, wenn es nicht auch Situationen gäbe, bei denen die Fahrgäste ihren Zug verpassen. Nämlich immer dann, wenn es wie in diesem Sommer so häufig zu Gleiswechseln kommt.“ Bei einem Gleiswechsel fährt zum Beispiel die MittelrheinBahn (MRB) Richtung Köln nicht wie üblich an Gleis 2 ein sondern an Gleis 1. Dadurch ist es möglich, dass andere Züge die MRB in Oberwinter überholen. Für die Fahrgäste bedeutet das aber, dass sie möglichst schnell auf die andere Seite des Bahnhofs gelangen müssen. Wegen der durch die neuen Rampen nun deutlich verlängerten Laufwege ist das kaum zu schaffen.


Zweieinhalb Minuten für den Gleiswechsel


„Wir haben uns die Mühe gemacht, die Zeiten zu stoppen, die man benötigt, um auf die andere Seite zu kommen“, berichtet Ingo Konrads, der Pressesprecher der Initiative. „Die Fahrgäste auf Gleis 2 benötigen – sofern sie nicht gehbehindert sind und zügig laufen können – von Gleis 2 über die Treppen und Rampen zweieinhalb Minuten, um die MRB auf Gleis 1 zu erreichen. Gehbehinderte Menschen, die nicht so schnell unterwegs sind und nur die Rampen benutzen können, brauchen für die Strecke sogar knappe 5 Minuten. Das ist nicht zu schaffen, es sei denn, die Fahrgäste in der MRB verhinderten durch Blockieren der Türen die Abfahrt der MRB. Dies führt dann zu weiteren Verspätungen auf der ganzen Strecke.“


Zusätzliche Anzeiger sind nicht vorgesehen


Auf diese Thematik angesprochen erklärt die zuständige DB Station&Service AG, dass aufgrund bundeseinheitlicher Vorgaben die elektronischen Anzeigen und Lautsprecher stets am Hauptzugang zum Bahnsteig angebracht werden. Zusätzliche Anzeiger sind in der Regel nicht vorgesehen und werden auch nicht finanziert. Wenn aber eine Finanzierung in Höhe rund 50.000 bis 60.000 Euro pro Bahnsteig etwa durch das Land Rheinland-Pfalz sichergestellt würde, wäre die Anbringung weiterer Geräte natürlich möglich.

„Wir haben uns nun an den SPNV-Nord mit der Bitte gewandt, Landesmittel für weitere Anzeiger und Lautsprecher einzuwerben“, erklärt Philipp Rosenthal. Und Ingo Konrads ergänzt: „An diesem Beispiel wird einmal mehr deutlich, wie wenig die Planer bei der Bahn von der Kundenseite her denken. Denn für die Fahrgäste ist es enorm wichtig, zeitnah und präzise über Gleis-Änderungen oder Verspätungen informiert zu werden. Gerade jetzt, wo man sich am Bahnhof jedes Mal fragt, ob der Zug pünktlich kommt – oder ob er überhaupt kommt.“

Aber auch weitere Lautsprecher sind kein Allheilmittel. Nur zu häufig sind Durchsagen wegen des Lärms eines durchfahrenden Fern- oder Güterzuges nicht zu verstehen. Oder aber die Durchsagen sind rätselhaft und nur für Eingeweihte verständlich. „Wer weiß schon, dass der Zug Richtung Bonn ausfällt, wenn die Computerstimme meldet ‚MRB nach Köln heute nach Remagen.‘“ gibt Wolfgang Turowski, Vielfahrer auf der Strecke, zu bedenken.

Sehr ärgerlich für die Reisenden ist es auch zu hören, dass „die MRB nach Ingelheim ausfällt“ aber dann doch wenige Minuten später eine Alternative angekündigt wird mit den Worten „Ersatzzug mit Nummer Soundso nach Koblenz von Gleis…“ Ohne die Angabe des Gleises erstirbt die Durchsage, und die Fahrgäste bleiben ratlos zurück. „So kann man nicht mit uns umspringen“, empört sich Wolfgang Turowski. „Beim Thema Kundeninformation hat die Bahn noch viel Luft nach oben.“

Pressemitteilung

der Initiative Bahnhof Oberwinter

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