Erhard Wacker zeigt in seiner neuen Publikation den reizvoll gelegenen Ort früher Frömmigkeit mit den Augen der Künstler

Der Apollinarisberg im Fokus

17.10.2013 - 12:30

Remagen. Er hat es wieder getan, sich in die Kulturgeschichte des Apollinarisberges vertieft und einen in der Form noch nicht publizierten Aspekt für den Leser kurz und bündig aufbereitet. Erhard Wacker hat seine neue Schrift „Der Apollinarisberg in der Kunst – Bildnerische Darstellungen von 1633 bis 2013“ herausgegeben. Es ist der dritte Band seiner Reihe „Remagener Apollinaris Bibliothek“. Ihm gingen die Wandtexte der Apollinariskirche voraus und die Dokumentation der Weihe der Wallfahrtskirche.


Reizvolle Wiedergaben


Auf knapp 70 Seiten blättert der Verfasser nun einen Bilderbogen auf, der ungemein reizvolle Wiedergaben einer wunderschön gelegenen Örtlichkeit versammelt. Am Fluss oder genauer, darüber situiert, geriet sie, umgeben von Dörfern und kleinen Städten sowie der Bergkette auf der gegenüberliegenden Rheinseite, schon früh in den Fokus reisender Maler. Vermutlich noch früher war sie ein Ort für Gebet und Wallfahrt, eine Örtlichkeit also von doppelter Anziehungskraft.


Bezaubernde Abbildungen


Die Veröffentlichung bezaubert durch die zahlreichen Abbildungen. Es sind Variationen eines Motivs von denen etliche ganz unterschiedlich ausfallen, einige sich aber auch erstaunlich gleichen. So lädt der Bogen, den Wacker vom 16. bis ins 21. Jahrhundert spannt, zum Vor- und Zurückblättern ein, um das Gesehene zu vergleichen. Die jüngsten Arbeiten, ein Holzschnitt und eine Zeichnung stammen von den Zeitgenossen Angelika Furth und Wolfgang Kutzner. Die älteste Abbildung, Remagen auf einer Karte des unteren Ahrtals von 1571, zeigt im Städtchen die Pfarrkirche. Ob auch die St. Martinskirche erfasst ist, lässt sich schwer feststellen. Aber alle anderen in Zeichnung, Lithografie, Stich oder Gemälde präsentierten Ansichten, darunter eine mit dem brennenden Remagen von 1633, nehmen den Berg und seine Gebäude eindeutig ins Visier – gern als hochgelegene Randerscheinung pittoresker Rheinblicke. Derart kommt das Motiv 1636 in der kolorierten Federzeichnung Wenzel Hollars zum Zuge und 1821 in Ernst Fries‘ sachte Licht und Schatten auslotender Bleistiftzeichnung. Und so lassen es 1824 J. Roux als Radierung und Johannes Jakob Diezler in Öl aufscheinen. Auch der berühmte William Turner – er legt 1817 die Uferpartien mit den Kirchtürmen von Erpel, Remagen und Apollinarisberg wie einen Rahmen um den Strom – wählt die Randposition.

Wacker sorgte sich wegen der Abdruck-Rechte. Sollte er im Fall eines Turner-Verzichts das ganze Projekt einstellen? Nur wenige E-Mails und das Museum of Art in Indianapolis genehmigte das Aquarell und die Londoner Tate Britain eine wunderbar lockere Grafit-Skizze. Selbst ohne den führenden Vertreter der Romantik bietet Wacker lauter stimmungsvolle Bilder, ob nun von bedeutenden Künstlern oder aus unbekannter Hand. Eine Sonderstellung nehmen Edwin Hewgill und Edward Dayes mit ihrer extrem übersteigerten Landschaft ein: gigantisch die Berge, exotisch die Vegetation.

„Dass der Apollinarisberg in den Darstellungen recht verschieden aussieht, ist nicht allein variierenden Blickwinkeln und künstlerischer Freiheit geschuldet, sondern auch dem tatsächlichen Wandel seiner Erscheinung“, erklärt indes der Autor. Denn auf dem früheren „Martinsberg“, wo, vermutlich im 9. Jahrhundert, die Kirche St. Martin erbaut wurde, kam im 11. Jahrhundert die Propstei der Benediktiner hinzu. Ab Ende des 13. Jahrhunderts verehrte man auf dem Berg den heiligen Apollinaris, sodass Kirche und Erhebung nach ihm benannt wurden. Die neugotische Apollinariskirche ließ der Graf von Fürstenberg-Stammheim durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner errichten. Nachdem 1844 das Gotteshaus fertiggestellt und 1857 mit der Malerei der Nazarener ausgestaltet war, rückten die Künstler die neue bewunderte Architektur häufig ins Zentrum. Dies tun zum Beispiel J. J. Tanner, F. Foltz, Nicolas-Marie-Joseph Chapuy und Jakob Lorenz Rüdisühli. Es fällt auf, dass sie dabei fast identische Standpunkte wählten.


Kreative Herausforderung


Einige Jahrzehnte später, im Jahr 1888 gewährt Paul Clemen eine ungewohnte verwunschene Sicht von Westen auf die Kirche und die Klostergebäude der Franziskaner, die nicht in der Probstei lebten. Man spürt, der Kunsthistoriker, erste Provinzialkonservator der Rheinprovinz und Verfasser der 56 Bände „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ sah in dem so oft festgehaltenen Berg eine kreative Herausforderung. Statt Kirche und Kloster mit einem gewissen Abstand wie eine kompakte Festung zu zeigen, nimmt Clemen Vogelperspektive ein und befindet sich quasi im Anflug auf eine schon nah gekommene Dachlandschaft.

Die Schrift „Der Apollinarisberg in der Kunst gibt es in Remagen im Klosterladen, Hauffes Buchsalon und im Arp Museum, in der Sinziger Buchhandlung Waltherscheid und beim Autor (E-Mail: info@farbeundzahl.de).

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