SPD Bendorfs Aufforderung „Gestalte mit!“ bringt Erfolgsaussichten
„Familienfreundlich“ geht nur miteinander
Bendorf. Der SPD-Stadtverband hatte zu einer Informationsveranstaltung aufgerufen und sich mit Waldtraud Weegmann aus Stuttgart eine Referentin eingeladen, die seit 36 Jahren mit dem Thema Kita, Vereinbarkeit von Kind und Beruf, sowie Bildung und Betreuung beschäftigt.
Karl Rudolf Goergen als Vorsitzender des Stadtverbandes begrüßte die etwa achtzig Besucher, darunter zahlreiche Erzieherinnen, Eltern und Interessierte. Haakon Herbst als Moderator der rege genutzten Gesprächsrunde wollte Bendorf gerne als das „kleine gallische Dorf“ sehen, dass als Projektpilot „in der Zukunft vielleicht mit Symbolcharakter nach außen strahlen kann“. Zusammen fassen kann man, dass sich im Laufe des diskutierten Abends vorhandene Knoten zu lösen begannen oder zerschlagen werden konnten, dass man sich gegenseitig mehr verstehen lernte und die Sorgen und Nöte auf der einen, aber auch die Zwänge und Schranken auf der anderen Seite erkannte. „Wir haben den Blick nach vorne“.
Waltraud Weegmann sprach über Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von existenziellen Sorgen und einem Balanceakt zwischen Freiheit und Sicherheit. „Wir müssen es den Kindern ermöglichen, frei zu lernen, zu probieren und ihr soziales Miteinander zu erlernen. Sie sollen ‚groß und stark‘ werden. Aber allzu oft erwarteten Eltern einen in jeder Hinsicht perfekten Rahmen. In den Einrichtungen soll Selbstbewusstsein vermittelt werden, aber Kinder sollten auch hier mit allen Schwierigkeiten aufwachsen und nicht in Watte gehüllt werden.“ Die gute Struktur der Einrichtungen müsse aber sicher – nicht nur in Bendorf – auch durch die Anpassung der Öffnungszeiten von Hort oder Ganztagsschule flexibler und bedarfsgerecht gestaltet werden. Betreuer müssen dabei oft sehr flexibel und feinfühlig umgehen, Bedürfnisse Einzelner erkennen und fördern.
„Mich beängstigt der mögliche Wegfall der Hortgruppe in Bendorf“, betonte Carina Krings, die Vorsitzende des Elternausschusses vom Haus des Kindes. Jörg Schlüter trat als emotionaler Elternvertreter auf und möchte eine möglichst positive Zukunft mitbestimmen können und sich dafür einsetzen. Christina Geissler sprach es deutlich aus „Lassen Sie uns alles tun, um den Hort zu erhalten. Und wenn wir Eltern etwas tun sollen, liebe Verwaltung, dann sprechen Sie uns an und lassen Sie es bitte hinterher nicht daran scheitern, weil wir nicht kommuniziert haben!“
Haakon Herbst fasste es so zusammen: „Was können, was wollen wir uns leisten?“ im Hinblick auf die eventuelle Fortführung einer Frischküche statt eines Caterers. Eventuell sind die Eltern bereit, den Eigenanteil zu erhöhen, um diese besondere Art der Verpflegung aufrecht zu erhalten. „Viele Kinder lernen nur noch im Hort, wie frisch gekocht wird“. Peter Kirst sagte es klar: „Ich habe selbst sechs Enkelkinder und als Oma und Opa sind wir natürlich immer da!“ im Hinblick auf flexible Familienmodelle, wenn die Öffnungszeiten an Ganztagsschulen nicht ausreichen.
Bürgermeister Michael Kessler betonte „Wir müssen nicht streiten, wenn es um bestmögliche Betreuung der Kinder geht, aber akzeptieren auch Sie bitte, dass ich mich im Rahmen von Vorschriften und Gesetzen bewegen muss. Ich möchte Ihnen nur dann etwas zusagen, wenn ich auch weiß, dass ich es halten kann. Mir gefällt es gut, dass Eltern und Bürger aktiv sind, aber es missfällt mir, wenn dabei unnötiger Druck aufgebaut wird, der uns nicht weiter bringt. Ich bitte darum, verständliche Emotionalität zurück und dafür Fakten hochzufahren. Leider brauchen die Wege der Verwaltung Zeit“.
Aber man war sich im Saal einig, dass man die Möglichkeiten aller Anwesenden mit ihren Netzwerken zu einem guten Ergebnis für alle bündeln kann und muss. Claudia Seidel, in Sayn lebende Schulleiterin einer Ganztagsschule in Mülheim-Kärlich, berichtete am eigenen Beispiel, dass die Zeitflexibilität auch besser geht. Einen wichtigen Punkt rückte Alt-Bürgermeister Hajo Stuhlträger in den Mittelpunkt. „Was für uns als Lehrer positiv war, war und ist für manche Mutter und Vater ein wirkliches Problem.“
Wie können sechs Wochen Ferien überbrückt werden ohne Betreuung für das Kind? Der eigene Urlaub des Arbeitnehmers reicht dabei nämlich bei Weitem nicht aus. Kessler zeigte sich zuversichtlich, bis Ostern kommenden Jahres eine Sechs-Wochen-Betreuung für 2018 organisieren zu können. Ein positiver Antrieb und für ein erstes übergreifendes Treffen ein gutes Signal in Richtung Zukunft, wenn alle Akteure sich auch in der Zukunft mit Ideenreichtum, Tatkraft und Ausschöpfung aller Möglichkeiten für die Sache einsetzen. Die Signale des Abends weisen in diese Richtung. -PS-