Amnesty International Gruppe Neuwied
Gedenken an den Holocaust begangen

Am Mahnmal für die Opfer des Faschismus gedachten die Teilnehmer der Gequälten und Toten der Nazi-Tyrannei. Foto: Amnesty International Neuwied
Neuwied. Der 78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau war für die Neuwieder Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Holocaust-Gedenktag Anlass, der Gequälten und Toten der Nazi-Tyrannei am Mahnmal für die Opfer des Faschismus zu gedenken. Inge Rockenfeller eröffnete die Gedenkstunde und erklärte: „Wir dürfen nie vergessen, dass unter Hitler ein Völkermord an den Juden begangen wurde, bei dem sechs Millionen Menschen ermordet wurden.“ Manfred Kirsch gab in seiner Ansprache seiner Besorgnis Ausdruck, dass es in der Bundesrepublik zu einem gefährlichen Paradigmenwechsel kommen könnte, wobei sich gleichzeitig widerliche und rassistische Vorkommnisse und Gewalt im ganzen Land häuften. Es sei unerträglich, dass sich insbesondere aus den Reihen sogenannter Reichsbürger und Querdenker ein Umsturzversuch hierzulande ergeben habe.
Oberbürgermeister Jan Einig stellte in seiner Ansprache heraus, dass Auschwitz ein Synonym für bestialischen Massenmord, erbarmungslose Vernichtung und für den abscheulichsten Zivilisationsbruch der Geschichte dartelle. Susanne Kudies erinnerte in ihrer Rede an die vor wenigen Tagen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Holocaustüberlebende Margot Friedländer. Ihre Mahnung sei: „Für Euch, für die Demokratie, seid Menschen“. Denn ihre Mahnung bedeute, wenn ihr Menschen seid, könnt ihr keine Antisemiten werden. Kudies schlug den Bogen zur Machtergreifung Hitlers und der Bücherverbrennung.
Wenn die Meinungsfreiheit eingeschränkt sei, ist dies das erste Warnsignal, denn hier beginnt die Demokratie zu sterben. Bevor die Amnesty Gruppe ein Blumengebinde am Mahnmal für die Opfer des Faschismus aufstellten, hatte Stefan Kühr ein passendes Gedicht zum Gedenktag vorgetragen. Mit den Worten: „Unser Ziel muss sein, für die Einhaltung der Menschenrechte, gemäß der ‚Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen‘, und damit für Gewaltlosigkeit und Akzeptanz von allen Menschen unterschiedlicher Herkunft und friedlichen Religionsgemeinschaften einzutreten“, beendete Inge Rockenfeller die Gedenkstunde.
Beim Blick auf Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion war bei deutschen Politikern immer eine Verantwortung ob der russischen Opfer im Raum, ohne zu bedenken, dass dieser Krieg in der damals zur Sowjetunion gehörenden Ukraine sieben Millionen Menschen, damit über 16 Prozent der Vorkriegsbevölkerung, den Tod brachte. Nur das ebenfalls sowjetische Weißrussland erlitt proportional höhere Verluste. Aber selbst für den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt gab es die Ukrainer nicht als anerkennenswerte Nation. Bei Gedenkveranstaltungen anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wird allgemein von der Roten Armee gesprochen. Wer weiß schon, dass ganz konkret die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der 1. Ukrainischen Front am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz befreite? Insofern ist es zu begrüßen, dass Amnesty-Mitglied Manfred Kirsch in seiner Rede zum 78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers die Befreier exakt benannte. Zum auch vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bekräftigten Eingeständnis von Fehlern im Umgang mit Russland gehört nämlich die Pflicht, nicht mehr zu vergessen, dass Deutschland ebenso sehr, wenn nicht in noch höherem Maße, gegenüber den Belarussen und Ukrainern schuldig geworden ist.