Allgemeine Berichte | 01.10.2021

Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“

Kies, Moos und Döppekooche

Wanderausstellung noch bis zum 1. November in der ehem. Synagoge Niederzissen

v.l.: Avadislav Avadiev, Dr. Ulrich Hausmann, Staatssekretär Daniel Profit, Richard Keuler, Dieter Burgard. Fotos: HE

Niederzissen. Die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ macht zurzeit Station in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen. Zur Eröffnung begrüßte Richard Keuler, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins die Gäste, darunter Staatssekretär des Ministeriums für Frauen, Familie, Kultur und Integration David Profit, Rolf Hans, Bürgermeister und Erster VG-Beigeordneter sowie den Kreisbeigeordneten Friedhelm Münch. Des Weiteren waren Avadislav Avadiev, Vorsitzender der jüdischen Gemeinden Rheinland-Pfalz und der jüdischen Gemeinde Koblenz und Dieter Burgard, Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus unter den Gästen, ebenso wie Vertreter der Kirche.

„Dies ist ein besonderer Ort für Geschichte, Aufklärung, Toleranz und Kultur“, stellt Richard Keuler fest und betont damit, dass diese Ausstellung hier genau am rechten Platz ist, denn: „Wir sind ein Teil dieser Geschichte hier in Niederzissen, und das seit 750 Jahren.“ Seit den 1970er Jahren engagiert sich der Kultur- und Heimatverein für den Erhalt der Synagoge, und die Pflege des jüdischen Friedhofs. Das weiß auch Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch in seinem Grußwort zu betonen: „Als ich in den 70ern einmal hier vor Ort gearbeitet habe, da war hier eine Schmiedewerkstatt. Aber auch damals wusste man, hier war einmal eine Synagoge. Heute sind wir stolz, eine solche Dokumentationsstätte im Kreis Ahrweiler zu haben.“

Ähnlich sah das auch Staatssekretär Daniel Profit, der als Vertreter der Landesregierung betonte: „Jüdisches Leben in Deutschland ist mehr als die Jahre 1933-45. 1700 Jahre jüdisches Leben soll uns diese Wanderausstellung in Erinnerung rufen.“ Es sei ein Glück, dass die Synagoge in Niederzissen „überlebt“ habe, eine Chance, nie zu vergessen, dass es auch einmal anders war. Dies vor allem, weil es heute wieder Kräfte gebe, die dies in Frage stellten. Das bestätigte auch Dieter Burgard als Beauftragter der Landesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus und legte den Fokus auf Bildung und Ausbildung: „Jeder Schüler und jeder Auszubildende sollte einmal eine solche Ausstellung besuchen.“

„Der Heimat- und Kulturverein Niederzissen kümmert sich seit vielen Jahren um die ehemalige Synagoge und den Erhalt der Zeugnisse jüdischen Lebens in der Region“, so Bürgermeister Rolf Hans. „Die Ereignisse der Vergangenheit erfüllen uns mit Trauer und Schmerz.“ Die Dauerausstellung des Vereins im Nebenraum der Wanderausstellung ergänze diese sinnvoll und zeige Dokumente aus der Zeit, sorgfältig und mit Bedacht bewahrt und rekonstruiert.

Avadislav Avadiev begrüßte als Landesvorsitzender der Jüdischen Gemeinden die Dokumentation: „Das Jubiläum wird bis zum nächsten Jahr fortgeführt, das unterstreicht die Bedeutung jüdischen Lebens in Rheinland-Pfalz“, sagte er. Jüdisches Leben habe überall im Alltag seine Spuren hinterlassen. „Trotz Verfolgung und Ermordung – diese Steine könnten viele Geschichten erzählen“, damit meinte er die Mauern der ehemaligen Synagoge.

Dann kam Dr. Ulrich Hausmann zu Wort, einer der Initiatoren und Gestalter der Ausstellung.Er erläuterte an einigen Beispielen den Einfluss des gemeinsamen Alltags auf dem Land, etwas bei der Bedeutung von Begriffen wie „Kies“, „Moos“, „Schofel“ oder „Schales“. Letzteres ist das Synonym für den traditionellen „Döppekooche“.

Zur Geschichte und zur Ausstellung

Das Dekret Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321 ist die älteste erhaltene Urkunde, welche die Existenz von Juden nördlich der Alpen belegt, und ist Orientierungspunkt für das bundesweit begangene Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. In Rheinland-Pfalz beteiligen sich zahlreiche Initiativen mit Veranstaltungen, denn hier hat jüdisches Leben in zwei Jahrtausenden vielfältige Spuren hinterlassen.

Auf 16 Thementafeln werden Schlaglichter auf die reiche jüdische Geschichte in Rheinland-Pfalz geworfen und einzelne Persönlichkeiten, Bräuche und Bauten präsentiert. Besonders facettenreich ist das jüdische Erbe in Rheinland-Pfalz im Hochmittelalter, wie jüngst die Anerkennung der SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz mit dem Weltkulturerbetitel der UNESCO am 27. Juli 2021 unterstreicht. Ergänzt wird die Ausstellung durch Filmdokumentationen von Andreas Berg (SWR) und Adolf Winkler sowie durch Zeitzeugengespräche und eine virtuelle Rekonstruktion der 1938 zerstörten Synagoge in Simmern, was sich gut in die Dauerausstellung der ehemaligen Synagoge Niederzissen einfügt.

Die Ausstellung ist ein Projekt des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. im Rahmen des Festjahrs „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ in Kooperation mit dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit sowie dem Beauftragten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen der Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz. Weitere Informationen gibt es auf der Projektseite des Institutes für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. unter www.igl.uni-mainz.de.

Die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben. Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ ist in der ehemaligen Synagoge Niederzissen noch bis zum 1. November an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr und nach Terminvereinbarung unter Tel. 0172-9744611 oder richardkeuler@web.de auch in der Woche über für Besucher und zu besichtigen.

Staatssekretär Daniel Profit

Staatssekretär Daniel Profit

Richard Keuler begrüßte die Gäste.

Richard Keuler begrüßte die Gäste.

Bürgermeister Rolf Hans sprah

Bürgermeister Rolf Hans sprah

Jüdisches Leben im Alltag - 1700 Jahre Tradition in Rheinland-Pfalz. Eine Tafel beschäftigt sich mit dem Thema Wein und zeigt Weinleser in Dernau.

Jüdisches Leben im Alltag - 1700 Jahre Tradition in Rheinland-Pfalz. Eine Tafel beschäftigt sich mit dem Thema Wein und zeigt Weinleser in Dernau.

Friedhelm Münch sprach als Vertreter des Kreises. Er erinnerte an die Zeit, als die Gedenkstätte als Schmiede genutzt worden war.

Friedhelm Münch sprach als Vertreter des Kreises. Er erinnerte an die Zeit, als die Gedenkstätte als Schmiede genutzt worden war.

v.l.: Avadislav Avadiev, Dr. Ulrich Hausmann, Staatssekretär Daniel Profit, Richard Keuler, Dieter Burgard. Fotos: HE

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Hani: Wo kann man hier mitmachen????
  • Manuela Häger : Ein toller Gewinn. Da hüpfe ich gerne in den Lostopf.

Quiz: Wie gut kennt ihr euch in der Eifel aus?

  • Ursula Buchholz: Die Frage 10 stimmt so nicht. Ab Kaisersesch fährt die Eifelquerbahn nicht mehr - leider. Über den Wiederaufbau der Strecke wird noch heftig gestritten.
  • H. Schüller: Sinnloser Feinstaub geht in die Luft und der Knallerei sind wehrlose Tiere ausgeliefert. Ihr vermeintliches Leid aller Anderen ist bloß primitive Anbiederung an rücksichtslose Feierfreunde im kollektiven...
  • Boomerang : Und nur weil ein paar zu blöd sind sollen alle anderen darunter leiden. Vor allem - die die es treffen soll werden sich mit Sicherheit nicht an das Verbot halten. Die Ossis wussten schon warum sie , vor...
Imageanzeige
Anzeige "Null Drama Voll Kasko"
Innovatives rund um Andernach
Innovatives rund um Andernach
Imagewerbung
staatl. gepr. Erzieher*in (m/w/d) / pädagogische Fachkraft (m/w/d).
Ausstellung
Empfohlene Artikel

Burgbrohl. An vier Sonntagen im November erhielten Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren wertvolle Einblicke in Selbstschutz und respektvolles Miteinander. Geleitet wurde der Kurs von Murat Aktas vom Reality Fighting System aus Burgbrohl, der den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen die Grundlagen der Selbstbehauptung vermittelte.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Blankenheim-Lommersdorf. Am Donnerstag kam es um 14.07 Uhr an der Kreuzung der Landstraße 115 (Höhe Freilinger Straße/Lommersdorfer Straße) zu einem Vorfahrtverstoß und einem Unfall, bei dem drei Personen verletzt wurden.

Weiterlesen

Vier Einbrüche innerhalb weniger Stunden in Lohmar

Rhein-Sieg-Kreis: Einbruchserie beschäftigt die Polizei

Lohmar. Am Donnerstag (4. Dezember) kam es in Lohmar innerhalb weniger Stunden zu insgesamt vier Einbrüchen. Die Bewohnerin eines Einfamilienhauses an der Pappelallee gab den hinzugerufenen Polizisten gegenüber an, dass sie ihr Haus gegen 14.45 Uhr verlassen habe. Als sie gegen 16.45 Uhr zurückkehrte, musste sie feststellen, dass ihr Haus einbruchtypisch durchsucht worden war. Mehrere Schränke und Schubladen standen offen.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Imageanzeige
Baumfällung & Brennholz
Mitgliederwerbung
LBS/Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, Mainz
quartalsweise Abrechnung
Auftrag Nr. AF2025.000354.0, Dezember 2025
Weihnachten in der Region
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Anzeigen "Commodity", KW 49
Imageanzeige
Stellenanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Stellenanzeige Dauernachtwache Alte Mühle
Bestattungshelfer (m/w/d)
Stellenanzeige
Innovatives rund um Andernach
Kooperation Klangwelle 2026 - 1. Anzeige für Start Vorverkauf
Stellenanzeige Versand