Heimatgeschichte im BLICK

Kinderstreiche vor 55 Jahren

Von Werner Schüller

21.12.2017 - 15:07

Kreis Ahrweiler. Mit dem Herbst kam auch das frühe Dunkelwerden und damit die Zeit des Herumstromerns und der Jugendstreiche. „Schellenmännchen spielen“ gab es in den kleinen Eifeldörfern nicht, denn an den Häusern gab es keine Klingeln.

Da die Schellenstreiche nicht möglich waren, gab es dafür das Fensterklopfen, „dippere“ genannt. Aber dabei musste man aufpassen, dass man nicht erwischt wurde, denn dann gab es außer einer tüchtigen Schelte auch manchmal was auf den Hosenboden.


Fensterklopfer aus Bindfaden und Schraubenmutter


Um dem möglichst zu entgehen, hatten wir uns eine Vorrichtung gebaut, die es ermöglichte, aus der Ferne an die Fenster zu klopfen. Das war ein Bindfaden mit einer Reißzwecke am Ende der Schnur. Etwa 20 Zentimeter von der Reißzwecke war eine kleinere Schraubenmutter befestigt. Da es im Ort ja in der Regel nur Holzfenster gab, wurde am oberen Fensterkreuz der Bindfaden mit der Reißzwecke befestigt. Die Schraubenmutter hing nun an der Kordel etwa 20 Zentimeter herunter, ganz nah an der Fensterscheibe.

Wenn man nun das lange Ende der Schnur aus der Ferne zum Fenster hin und her bewegte, wurde die Vorrichtung zum idealen Fensterklopfer. So konnte man sich einige Meter entfernt in Sicherheit bringen und sich ins Fäustchen lachen, wenn aus dem zweiten Stock ein Eimer mit Wasser auf die vermeintlichen Klopfer ausgeleert wurde.


Als „Dippejong“ im Dorf unterwegs


Die Mitbürger, die sich am meisten ärgerten und schimpften, wurden natürlich am häufigsten besucht. Wenn auch die Leute einen Wortschwall von Schimpfworten auf uns losließen, so sahen sie die Angelegenheit doch meist nur als Jungenstreiche an. Vielleicht erinnerte sich der eine oder andere an seine Jugendzeit, als er mit seinen Kumpanen selbst als „Dippejong“ im Herbst im Dorf unterwegs war.

Manchmal hatten wir sogar den Eindruck, dass mancher Zeitgenosse schon auf die Zeit des „Dipperns“ gewartet hatte und die Aktion mit ihren Schimpfereien als lustigen Zeitvertreib ansah.


Gartenschlauch als Trompete


Bei manchen Familien führte der Abfluss vom Spülbecken der Küche direkt in die Straßenrinne. Diese Ausgüsse waren für uns manchmal abends Ziel.

Für diesen Streich hatten wir ein Stück Gartenschlauch dabei. Auf diesen Schlauch wurde am Ende das Mundstück eines Feuerwehrhorns aufgesteckt. Das Mundstück hatte ich besorgt, denn mein Vater war zu der Zeit Chef der örtlichen Feuerwehr, und das Feuerwehrhorn wurde bei uns zu Hause aufbewahrt. Das Stück Gartenschlauch konnte nun in das Abflussrohr eingeführt werden und wurde mit dem Mundstück als „Trompete“ benutzt.

Die komischen Töne im Spülbecken zeigten bei den Leuten in der Küche ihre Wirkung. Wer nicht gerade in den Schlauch blies, schaute durchs Fenster, wie sich die Anwesenden anstellten. Wir hatten unseren Spaß und waren schnell verschwunden zum nächsten Abflussrohr.


Treibjagd mit Überraschung


Anfang November war in unserem Dorf immer eine große Treibjagd. Am späten Nachmittag kamen die Jäger mit dem erlegten Wild zur Dorfgaststätte, um dort beim Schüsseltreiben den gelungenen Jagdtag zu beenden. Das Wild wurde in einer Reihe im Hof aufgelegt. An dem Tage waren es Hirsche, Rehe, Wildschweine, ein Fuchs, Fasane und ein Eichelhäher. Die Jäger hatten sich im Laufe des späten Nachmittags im Hof bei dem Wild versammelt. Mit den Jagdhörnern wurde nach altem Brauch die „Strecke verblasen“.

Wir Kinder waren natürlich sehr neugierig und wollten so nah wie möglich sozusagen mit der Nase dabei sein. Das passte den Jägern nicht, und sie scheuchten uns immer wieder weg.


Schwarze Schuhcreme zweckentfremdet


Das passte uns wiederum nicht, und so ersannen wir folgenden Streich: Die Toilette für den Gastraum befand sich im Hof direkt gegenüber dem erlegten Wild. Zuerst schraubten wir die Glühbirne in der Herrentoilette heraus. Dann wurde auf der Klobrille fein säuberlich schwarze Schuhcreme aufgetragen. Danach galt es nur noch zu warten. Wir waren alle sehr gespannt. Es dauerte fast eineinhalb Stunden, und tatsächlich besuchte einer der Jäger die Herrentoilette. Er hatte scheinbar nichts gemerkt und ging nach seiner Verrichtung wieder fröhlich pfeifend in die Gaststube. Ich möchte nicht wissen, wie er nach dem Jagdtag zu Hause empfangen wurde.


Übeltäter mit „Stoppepistol“


Jugendstreiche gab es seit Generationen. So erzählte mein Vater, dass in unserem Dorf in einem Haus zwei alleinstehende, ältere, ledige Schwestern zusammen wohnten. Auf die hatten mein Vater und sein Schulkamerad es in jungen Jahren abgesehen.

Die Häuser waren früher so konzipiert, dass man von der Haustüre direkt in das sogenannte „Haus“ kam: Einen Raum, der zum Kochen und Haushalten diente. Vaters Schulfreund hatte zu der Zeit gerade eine neue „Stoppepistol“ bekommen. Das war eine Schreckschusspistole, in deren Lauf zum Abfeuern vorne ein Korken mit einem Pulverplättchen gesteckt werden musste. Wenn nun der Abzug betätigt wurde, schlug ein Stift in das Pulverplättchen, und der Schuss ging los und war so kräftig, dass der Korken zerfetzt wurde.

Durch einen Schlitz unter der Haustüre sahen die beiden, dass bei den Damen in der Küche noch Licht brannte. Sie schlichen sich heran und hörten, dass die Frauen sich in der Küche unterhielten. Schnell hatte Vaters Begleiter die Pistole in den Schlitz unter der Haustüre gesteckt, und der Schuss ging mit Getöse los. Die Frauen hatte es eiskalt erwischt. Es folgten laute Schreie. Durch das Drahtglas in der Haustüre hatten die Übeltäter noch gesehen, dass die Frauen regelrecht hochgesprungen waren.

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