Am Samstag verwandelte Ars fontana den Willy-Brandt-Platz in einen Konzertsaal
Musikalische Reise von Metal bis Jazz
Auf zwei Bühnen sorgte die achte Auflage des Festivals sieben Stunden für beste Live-Musik
Unkel. Zum Jubiläum „1125-Jahre Stadt Unkel“ hatten Michael Hommerich und Wolfgang Ruland vor sieben Jahren im Mai „Ars Fontana“ als zweitägiges Musik-Festival aus der Taufe gehoben. Waren 2015 und 2016 bei der Kombination mit den Unkeler Gartentagen noch drei Bühnen im Wechsel mit Musikern besetzt, so hatte man schon bei der Soloveranstaltung im Vorjahr nicht nur auf den Standort an der Mariensäule und auf dem Oberen Markt oder Eschenbrender Platz am Schutzengelhaus verzichtet und damit das Motto „Musik in Unkeler Gassen“ aufgegeben. Neben der Reduzierung auf zwei Bühnen auf dem Willy-Brandt-Platz hatten sich die Organisatoren, Michael Hommerich und Sohn Emanuel, auch auf einen Tag und trugen damit nicht zuletzt dem finanziellen Risiko Rechnung, das bei der ansonsten höheren Anzahl von Solisten und Gruppen ungleich höher gewesen wäre. So auch bei der achten Auflage in Folge am Samstagnachmittag, bei der Käthemarie Hommerich Festival-Buttons für zwei Euro verkauft, auf denen wie in den Vorjahren der historische Pütz zu sehen war, der an der Einmündung der gleichnamigen Rheingasse in die Frankfurter Straße steht.
„Gleich geblieben ist auch die Qualität der Musiker und die Vielfalt der Stilrichtungen“, schwärmte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen vom Engagement Michael Hommerichs, der zu Beginn des Festivals selber auf der Bühne vor dem Willy-Brandt-Forum als Gitarrist der Acoustic-Rock-Band „Greenberg“ neben Bandchef Christoph Bourael und Schlagzeuger Wilhelm Werner den Sänger und Gitarristen Ralf Reichenberg, alias Ray Greenberg, instrumental unterstützte. „Die Songs haben wir nicht geübt. Dafür nehmen wir Sie aber mit den ‚Red Hot Chilli Peppers‘ mit ‚Under the bridge‘ bevor wir uns dem heavy fucking metal zuwenden“, erklärte der Rock-Musiker, aus „Breaking the law“ von Judas Priest hinweisend.
Mit Rock’n‘ Roll der alten Schule, der „Route 66“ von Nat King Cole, startete die Band schließlich ihr Abschluss-Potpourri, forderte die begeisterten Fans mit Marius Müller Westernhagen auf „Liebling lass uns tanzen!“ um sich dann mit Chuck Berry endgültig zurück auf die andere Rheinseite zu verabschieden. Von der, genauer aus Bad Godesberg Ortsteil Muffendorf, kam die nächste Künstlerin, die aus Rumänien von der Donaumündung stammende Sängerin Ana Maria Leistikow, besser bekannt als „Astatine“. Ihren einstündigen Auftritt in Unkel eröffnet sie, kongenial auf der Gitarre begleitet von dem Russen Vlad Vashchenko, mit einer Samba, bevor sie zu einem ihrer drei Favoriten kam, neben dem „Night and Day“-Komponisten Cole Porter (1891-1964) und George Gershwin (1898-1937) der große Duke Ellington (1899-1974), einer der einflussreichsten amerikanischen Jazzmusiker, dessen Liebeslied „I let a song go out of my heart“ sie vortrug.
Nach besorgte Blicken gen Himmel, an dem sich dunkle Wolken bedrohlich vor die Sonne schoben, stimmte sie den 30-er Jahre-Swing „Ain’t miss behaven my love for you“ an und bezog mit ihrer warmen Stimme, ihrer Körpersprache und der gefühlvollen Darstellung des leidenschaftlichen Textes nicht nur die Zuhörer in die Erzählung mit ein, sondern lockte auch die Sonne wieder hervor.
„Ihr seid wirklich ein tolles Publikum. Da macht es richtig Spaß hier vor dieser wunderschönen Kulisse zu singen“, schwärmte Astatine vor der „Löwenburg“. Schließlich beschwor die Sängerin schon einige Tage vor Beginn der Jahreszeit die „Summertime“ herauf, bevor sie sich rein rhetorisch mit der Frage von Duke Ellington „What I’m here for?“ verabschiedete, nicht ohne zu erwähnen, dass man den große Jazz-Komponisten bei ihr in der Muffendorfer Hauptstraße am Samstag, 30. Juni, ab 19.30 Uhr wieder treffen könne.
Den britischen Singer-Songwriter James Blunt holte dann das Duo „King’s Tonic“ auf den Willy-Brandt-Platz, indem es zu einer seiner Melodien erklärte: „Alles was ich brauche steckt in 2 Minuten 30 Poesie“. Damit scheint es jedoch nicht getan zu sein, denn immerhin bat Sven Heiland anschließend inständig „Komm bleib bei mir 10.000 Jahre“, nachdem er die Festival-Gäste zuvor zusammen mit James Mean nach „Mexiko“ entführt und sich dabei, wenig glaubhaft, gegen den Alkoholkonsum ausgesprochen hatte. „Aufgepasst und stillgestanden!“ war die nächste Forderung der Pop-Straßenmusiker, bevor sie ihre Zuhörer baten „Tanz mit mir“.
Da hatten zwar nicht die „Backstreet“, dafür aber die „Backstore-Boys“, die der Bonner Johannes Siepen vor 15 Jahren als Jazz- und Swingcombo ins Leben gerufen hatte, die Bühne vor der Löwenburg besetzt, lange bevor der „Blue Moon“ zu sehen war oder gar die „Autumn Leafes“ über den Willy Brandt-Platz wehten. Während sich das Sextett noch „On The Sunny Side Of The Street“ bewegte, kündigten Sängerin sowie Songwriterin Martina Schlaucher und Thomas Lapp als Komponist und Gitarrist mit ihrem Namen „Perlregen“ den von jedem Open-Air-Festival-Veranstalter befürchteten Wetterumschwung an, der sowohl dem Folk- und Blues-Musiker John Harrison als dem Duo „Nomimac“ schwer machen sollte, an dem Erfolg der achten Auflage von „Ars fontana“ nichts ändern konnte. DL