Der Ahrweiler Robert Reuter ist ein Künstler mit vielen Facetten
Von Gebrauchsgrafiken und Unterwegsbildern
Ahrweiler. „Das ist gut, du hast Talent“: Wer einen solchen Satz von Hanns Matschulla, einem der bedeutendsten Maler und Bildhauer Ahrweilers in jungen Jahren zu hören bekommt, kann sich glücklich schätzen. Und genau diesen Satz hört Robert Reuter, als er als Elfjähriger Matschullas Atelier in der Eifelstraße besuchte. Mit dabei hatte Reuter ein kleines Holzfigürchen, geschnitzt mit dem Küchenmesser der Mama. Matschulla gefiel, was er sah. Ob es gerade diese Aussage war, die den damals jungen Reuter dazu motivierte, eine Laufbahn als Künstler einzuschlagen, bleibt ungewiss. Aber nachhaltig motiviert blieb Reuter in jedem Fall. Denn heute, im Alter von 87 Lebensjahren, ist der Ahrweiler immer noch aktiv.
2001 schied er in den Ruhestand aus und führte – gemessen an dem Maßstab eines Künstlers – ein relativ bürgerliches Leben. Nach dem Besuch des Neusprachlichen Gymnasiums in Ahrweiler, erhielt Robert Reuter an den Kölner Werkschulen einen der begehrten Studienplätze und studierte dort Malerei, Freie Graphik und Design. Schon damals erkannte Reuter, dass die Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst seine Welt war und dies auch nachhaltig blieb. Zunächst tauchte Reuter in die Medienwelt ein. Er erstellte „Gebrauchsgrafiken“, also das, was heute schlicht als Design bezeichnet wird. Er und seine Kollegen schufen ansprechende wie anspruchsvolle Illustrationen, sei es in den Bereichen Medizin, Natur oder auch Industrie. Viele Jahre arbeitete er in verschiedenen Werbeagenturen und Zeitschriftenredaktionen mit. Dabei erlebte Reuter die wichtige Entwicklung mit, als sich Grafik von der analogen zur digitalen Kunst wandelte. Eine Entwicklung, die Spaß gemacht hat, wie Reuter sagt. Und auch, wenn diese Tätigkeiten in Büros stattgefunden haben, war es doch eine künstlerische Tätigkeit. „Diese Einstellung teilte nicht jeder und schon gar nicht jedes Finanzamt“, blickt der 87-Jährige nicht ohne Schmunzeln zurück.
Zurück nach Ahrweiler
Der Künstler lebte lange gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn in Lohmar. Dort bewohnte die Familie ein Holzhaus mitten in der Natur. Künstlerisch betrachtet war dies für Reuter eine Phase großer Kreativität. In dieser Zeit reiste er viel und auch die vielen Impressionen, die er in Deutschland und Europa sammelte, hielten mit „Unterwegsbildern“ in sein Gesamtwerk Einzug. Doch 2010 starb seine Frau und das große Holzhaus, dass die Reuters jahrzehntelang bewohnten, wurde zu groß für eine Person. Reuter suchte in der Umgebung, im Rhein-Sieg-Kreis, doch fand keine ansprechende Bleibe. Schon damals befand er sich im Ruhestand. Zumindest halbwegs. Denn ab dem Jahr 2001 führte er ein Leben als freischaffender Künstler mit allen damit verbundenen Höhen und Tiefen. Als er in der Nähe Lohmars wie erwähnt keine neue Bleibe fand, ging der Blick zurück auf seine Heimatstadt Ahrweiler. Und hier fand er ein neues Zuhause in der alten Heimat – inklusive Atelier im Keller. Auch heute geht Reuter hier weiter seinem Beruf nach. Überall in seinem Atelier sind seine Malereien und Skulpturen zu betrachten. Der Maler und Dichter Johannes Friedrich Luxem bezeichnete seinen Stil als „eigenwillig“ und gleichzeitig „eindrucksvoll“ seien die „kubistisch anmutenden Grundzüge.“ Reuter malt dabei mit Ausdrucksstärke und einer Lebendigkeit, die selbst Laien nicht verborgen bleibt. Dies ist der besonderen Malkunst zu verdanken. Immer wieder trägt Robert Reuter neue Lasuren auf seine Bilder auf. Das verleiht jedem Werk Vielschichtigkeit – dies im wahrsten Sinne des Wortes.
Reuter verarbeitet auch jüngere Ereignisse in seinen Bildern. So auch die Flut im Juli 2021. Seine Bilder zeigen fassungslose Augen, die die bis dato unvorstellbaren Fluten betrachten müssen. Oder die markanten architektonischen Besonderheiten Ahrweilers, die von den Wasser- und Schlammmassen begraben oder fortgerissen werden. Als seine besten Werke würde Reuter diese Flutbilder allerdings nicht bezeichnen. Da fallen ihm viel freundlichere Kunstwerke ein. Zum Beispiel die Radfahrer vor der Fähre in Königswinter. Oder die Kanuten im Langfigtal. Denn auch wenn Reuter lange Zeit in seinem bewegten Leben nicht im Ahrtal war, blieb und bleibt die Region, in der er aufwuchs, bis heute ein wichtiges Element in seinem reichen Fundus höchst abwechslungsreicher Werke. ROB