Freitag vor Pfingsten wurde im Erpeler Tunnel die Ausstellung „Zeitzeugen“ eröffnet

Zeitzeugen-Erinnerungen mahnen, den Frieden zu wahren

22.05.2018 - 15:02

Erpel. Seit 2006 wird das Schauspiel „Die Brücke“ nach dem Roman von Rolf Palme in der Inszenierung von Intendant Walter Ullrich am Originalschauplatz, dem zum Theater umgestalteten ehemaligen Eisenbahntunnel unter der Erpeler Ley aufgeführt. Für die diesjährige Premiere am Freitagabend hatte sich das Künstlerduo Hanne Kubach und Thomas Richard Jahn etwas Besonderes einfallen lassen. Mit ihrem Foto-Kunstprojekt „Zeitzeugen“ öffnen sie den Besuchern im Vorraum des Theaterbereichs einen ungewohnten Blick auf die Geschichte des Tunnels der ehemaligen Ludendorff-Brücke.

Mit der 1869 von Anton Bruckner komponierten lateinischen Motette „Locus iste Deo factus est“, eröffneten die Streicher und Bläser der Musikschule „Agundo“ am Nachmittag die Ausstellung, für die Staatsminister a.D. Heinz Schwarz als Zeitzeuge die Schirmherrschaft übernommen hatte. Als damals 17-jährige Flakhelfer an der Erpeler Ley gehört der spätere Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz zu den wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die vom Vorsitzenden des Kunst- und Kulturverein „ad erpelle“ und damit Hausherr des Tunnels, Edgar Neustein, begrüßt wurden.

„In dem Schauspiel wird das historische Geschehen originalgetreu wiedergegeben. Die Zuschauer erleben am hier Originalschauplatz die dramatische und bewegende Geschichte vom 7. März 1945 hautnah mit“, so Thomas Jahn. Zusammen mit Hanne Kubach habe er sich jedoch gefragt, ob es richtig und sinnvoll sei, das Geschehen von damals überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich aus der militärischen Perspektive zu betrachten. „Uns hat die andere Seite dieser Geschichte um diesen Ort interessiert, was die Menschen hier in Erpel und in Remagen erlebt und erlitten haben während der Monate der Bombardierung der Gemeinden am Rhein, die so stark zerstört wurden. Wir wollten jene zu Wort kommen lassen, die an diesem Ort und im so genannten Zwergenloch Zuflucht gesucht haben“, so Hanne Kubach. Dazu wird den Zeitzeugen, deren Schilderungen der damaligen Situation Edgar Neustein schon anlässlich der Veranstaltungen „60 Jahre Kriegsende“ gesammelt hatte, auf je einer Seite von 16 zweigeteilten, 2 mal 1,5 Meter großen Bannern auf rotem Grund an den Längsseiten des Eingangsraums Gelegenheit gegeben. So berichtet Matthias Ott, Jahrgang 1929, wie er mit seinem Vater im Zwergenloch Schutz suchte, während sich Christine Wilhelm, Jahrgang 1931, daran erinnert, dass sie ab Anfang Januar täglich mit ihrer Schwester im Tunnel gesessen habe. Den hatte auch Josef Kubach als Achtjähriger im März aufgesucht, auch wenn der Remagener dafür für morgens einen langen Marsch zurücklegen musste, bevor er über die Ludendorffbrücke zum Tunnel gelangte. Karl Feldens wieder erinnert, wie sein Vater als einziges Opfer die Rheinüberquerung der Alliierten mit dem Leben bezahlen musste.


Geschichte soll bis in die Gegenwart wirken


In großen gelben Lettern stehen Worte wie „Verzweiflung“, „Zuflucht“, „Fliegeralarm“ „Angst“ und „Krieg“ über den Äußerungen der Zeitzeugen, aber auch „Hoffnung“ über den Zitaten der Zeitzeugen. „Mit ihnen wird die Geschichte viel weniger abstrakt, weil sie dem Betrachter der Banner die individuellen Erlebnisse der Betroffenen im Tunnel vor Augen rücken und ins Bewusstsein rücken, dass Friede nicht selbstverständlich ist, auch wenn wir uns hier in den über 70 Jahren nach Kriegsende an ihn gewöhnt haben“, erklärte Thomas Jahn.

Damit die Geschichte nicht nur sehr konkret wird, sondern auch in die Gegenwart hinein wirkt, haben die beiden Künstler den Zitaten Fotos von heute in Erpel lebenden Kindern an die Seite gestellt. „Das Schauspiel ist schon immens beeindruckend. Aber man hat doch den Eindruck, dass die Zuschauer nach diesem schwer zu verdauenden Theaterstück nicht nur froh sind, aus dem eisigen Tunnel zu raus kommen, sondern auch die dort erfahrene Geschichte, das menschenverachtende Nazi-Regimes und die Schrecken des Krieges hinter sich lassen zu können“, erklärte der Künstler. So wie damals die Zeitzeugen als Kinder Zuflucht in den Nischen vor der Gewalt des Krieges gesucht hatten, zeigen Fotos heutige Erpeler Kinder völlig ungestylt, wie sie einem eben auf der Straße begegnen, einzeln oder zu zweit, mit Smartphone, Basketball oder Roller in einer der Tunnelnischen. „So entsteht eine Brücke von den damaligen Kriegsereignissen in unsere zumindest bei uns friedliche Zeit, eine Spannung, die zum Nachdenken führt, denn auch für die Menschen, die es nicht anders kennengelernt haben, ist der Friede keine Selbstverständlichkeit“ wies Hanne Kubach unter Hinweis auf die Zeitgenossen, die wieder nationalistische Töne in die Welt hinausposaunen, auf die Mahnung der Zeitzeugin Maria Labonde hin: „Es darf sich nicht wiederholen!“

Vor dem Verlassen des Tunnels blicken die Besucher auf drei weitere Banner, die hoch über dem Eingang auf die Geschichte samt der beiden Erpeler Schutzräume eingehen. Erwähnt wird dort auch, dass die Offiziere Karl-Heinz Peters, Hans Scheller, August Kraft und Herbert Strobel als angeblich Verantwortliche für die misslungene Brückensprengung von einem Fliegenden Standgericht zwei Tage später wegen „Feigheit“ und „Dienstpflichtverletzung“ zum Tode verurteilt und im Westerwald erschossen wurden. Hauptmann Wilhelm Bratge, der ebenfalls zum Tode verurteilt worden, überlebte, da er in US-Gefangenschaft war. „Wir hoffen schon, dass die Besucher die hier gewonnenen Eindrücke aus dem Tunnel mir nach draußen nehmen und sich dort an die Mahnung der Kinder erinnern, sich für den Erhalt des Friedesn einzusetzen“, resümierten die beiden Künstler. DL

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Die Hochwasserlage am Deutschen Eck ist am Sonntagabend aber entspannt

Koblenz: Campinggäste werden nach Hause geschickt

Koblenz. Die Hochwasserlage ist am Deutschen Eck entspannt, aber es regnet beständig weiter. Der Campingplatz am Neuendorfer Eck, direkt an Zusammenfluss von Rhein und Mosel gelegen, hat hohe Einbußen. Laut Betreiber stehen fast alle Plätze leer. Über 150 Plätze für Zelte und vor allem Wohnmobile mussten frei geräumt werden und die Camper wurden wieder nach Hause geschickt. mehr...

Ein kurzes, aber heftiges Gewitter zog über die Gemeinde

Starkregen: Viele Einsätze für die Feuerwehr Wachtberg

Wachtberg. Am späten Samstagnachmittag zog ein kurzes aber heftiges Gewitter über die Gemeinde Wachtberg und sorgte für einige Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Wachtberg. Durch den Starkregen konnten die Felder oberhalb der Ortschaft Wachtberg-Pech das Wasser nicht mehr aufnehmen und flossen ungebrenzt in Richtung Ortschaft. mehr...

Regional+
 

So ist die Lage in der Moselstadt

Hochwasser bei Cochem: Wasser steht bei 8 Metern

Cochem. Auch am frühen Abend hat das Hochwasser an der Mosel die Stadt Cochem fest im Griff. Der Wasserstand beträgt derzeit etwa acht Meter. Bis Dienstag sind fallende Wasserstände vorhergesagt. mehr...

Die Feuerwehren aus Bad Hönningen und Andernach waren im Einsatz

Hochwasser: Zelt im Rhein löst Polizei- und Feuerwehreinsatz aus

Leutesdorf. Am gestrigen Samstag, den 18.05.2024 wurde der Polizeiinspektion Neuwied gegen 16 Uhr durch Spaziergänger ein Zelt gemeldet, welches am Rheinufer im Bereich Leutesdorf schwimmen würde. Das Zelt sei in der Vergangenheit bewohnt gewesen und nun durch das Hochwasser geflutet worden. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich in dem Zelt noch eine Person befindet, wurden die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bad Hönningen sowie Andernach alarmiert. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Feuer im Hotel Kannenbäckerland

Gleich zweimal brannte es am Wochenende in dem ehemaligen Hotel

Feuer im Hotel Kannenbäckerland

Ransbach-Baumbach. Am Wochenende kam es am Samstag und am Sonntag, jeweils zu einem Brand im ehemaligen Hotel Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach. Bei beiden Bränden ist von Brandstiftung auszugehen.... mehr...

Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

In Schloss Ahrenthal drohte ein Wassereinbruch 

Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

  Sinzig. Am Samstag den 18. Mai kam es bedingt durch den anhaltenden Regen zu lokalen Überschwemmungen im Stadtgebiet Sinzig. Schwerpunkt bildete hierbei das Einzugsgebiet des Harbaches von Franken kommend. mehr...

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

In Bendorf und Vallendar blieb es ruhig.

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

Bendorf/Vallendar. Durch die starken Regenfälle und das daraus resultierende Hochwasser sind die Pegelstände an Rhein und insbesondere Mosel deutlich angestiegen. In den Ortslagen Vallendar und Bendorf wurden in diesem Zusammenhang bislang keinerlei polizeilichen Einsätze oder Sperrungen notwendig. mehr...

„Was der Dom für Köln, ist die
KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Bürgermeisterkandidat Erich Krämer bei der KG Rot Weiß

„Was der Dom für Köln, ist die KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Münstermaifeld. Wofür steht Münstermaifeld? Was ist unser Markenkern? Den meisten von uns fällt zu diesen Fragen ein, dass wir eine kleine Stadt mit großer Geschichte sind, dass wir uns als Tourismusmagnet in der Region sehen und spätestens jetzt fällt uns unser „Meensterer Karneval“ ein. mehr...

Leserbrief zum Starkregenereignis in Gelsdorf

„Hat man nicht dazu gelernt?“

2021 bei der Flut im Ahrtal haben wir unser gesamtes Eigentum und unsere Heimat verloren. 2023 haben wir in Gelsdorf ein neues zuhause gefunden. mehr...

Gemeinderat tagte

Gemeinderat tagte

Hönningen. Kürzlich fand die vorletzte Gemeinderatssitzung vor der Kommunalwahl am 09. Juni 2024 statt. Eine umfangreiche Tagesordnung lag den Ratsmitglieder vor, die jedoch ruhig und konzentriert abgearbeitet wurde. mehr...

Toller 4. Platz für die Fußballer

Grundschule Polch

Toller 4. Platz für die Fußballer

Polch. Nach der Vorrunde, bei der ausgewählte Kinder der Jahrgangsstufen 3 und 4 alles gewannen und gegentorlos blieben, stand nun die Endrunde der Fußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen des Kreises Mayen-Koblenz an. mehr...

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

DJK Ochtendung 1920 e.V. – Abteilung Leichtathletik

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

Ochtendung. Bei sommerlichen Bedingungen ging es am Himmelfahrtstag für Leonie Kupser nach Wittlich zu den Rheinlandsmeisterschaften. Gemeldet war sie für die 400m und die 200m der unter 20-Jährigen Frauen (U20). Da Leonie die Rheinland-Bestzeiten hält, war sie Favorit in beiden Rennen. mehr...

Teil des American
Football Teams werden

Mosel Valley Tigers suchen Football-Enthusiasten

Teil des American Football Teams werden

Leienkaul. Alle American Football Fans aufgepasst. Bei den Mosel Valley Tigers ist jeder, egal ob erfahren oder unerfahren genau richtig. Der Verein bietet professionelles Coaching, Leihequipment und spannende Teamveranstaltungen an. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Beate Wagner:
Die Dummheit stirbt leider nicht aus..... Wir haben auf der Webcam gesehen, dass die Menschen sogar an den Schutzmauern in Zell standen um Fotos zu machen, als die Mosel schon übergelaufen ist. Wie blöd muss man sein? Ich wünsche allen viel Kraft, hoffentlich sinkt das Wasser bald....
Anne-Kathrin Mey:
Solche Menschen sind für mich höchst verantwortungslos, die ohne Rücksicht gaffen müssen. Wir waren auch in Cochem Urlaub machen und sind am Freitag wieder zurück nach Thüringen gefahren. Alle betroffenen Anwohner in Cochem und Moselgebiet wünschen wir viel Kraft und Zuversicht für die kommenden Tage...
Michael Adolf:
Lasst diese völlig Irren doch Sandsäcke schleppen, geht gar nicht so etwas, immer das gleiche Unterste Schublade, endlich mal richtig und hart durchgreifen , solche Idioten finden das Leid der anderen auch noch gut, einfach nur Traurig ...

Wilde Verfolgungsjagd durch Mayen

Kordula Meixner:
Ist es nicht möglich aus den angrenzenden Orten ,die Polizei Kollegen zur Hilfe zu holen ? Wenn der Fahrer flüchte und nicht verfolgt werden kann ,müsste doch andere Stellen ihn abfangen können. Sowas müsste doch Heute Hand in Hand gehen....

Cochem: Das Wasser der Mosel steigt weiter

Kordula Meixner:
Ja ,es ist schon krass, Pfingsten im Regen .Wir sind auch Touristen uns haben uns im Golf Ressort eingebucht, Es liegt etwas höher ,daher sind wir nicht direkt betroffen. Die Zufahrt zur anderen der Mosel zu Rewe ,war am Samstag Mittag nicht mehr möglich. So verregnete Pfingsten habe ich lange nicht...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service