ZF-Grundstück bleibt Gewerbegebiet
Stadtrat will keine Wohnbebauung an der Stelle der ZF-Fabrik
Automobilzulieferer will nach den schweren Flutschäden aus der Kreisstadt abwandern und sich künftig in Niederzissen niederlassen

ZF Sachs in der Max-Planck-Straße in Ahrweiler. Foto: ROB
Kreisstadt. Auf dem Gelände der ZF Friedrichshafen AG in der Max-Planck-Straße in Ahrweiler kann auch künftig produzierendes Gewerbe seiner Arbeit nachgehen. Das beschloss der Stadtrat jetzt einstimmig. Derzeit wird das 2,5 Hektar große Grundstück noch von der ZF Friedrichshafen genutzt, doch der Automobilzulieferer hat nach den schweren Flutschäden seinen Abwanderungswillen aus der Kreisstadt bereits mitgeteilt und wird sich künftig in Niederzissen im Brohltal ansiedeln.
Die Hochwasserkatastrophe hatte den Standort der ZF Friedrichshafen AG an der Max-Planck-Straße massiv getroffen und erhebliche Schäden verursacht. Die Unternehmensleitung hatte daraufhin Planungen zur Verlagerung des Standortes in die Wege geleitet mit dem primären Ziel der Entwicklung eines hochwassersicheren Betriebsstandortes. Zunächst stand jedoch die provisorische Wiederherstellung der Produktion in Ahrweiler im Vordergrund. Dies gelang auch dank der engagierten Mitarbeiter des Unternehmens sehr zügig. Dennoch zeichnete sich immer mehr ab, dass der Standort in Ahrweiler ausgedehnt hatte und die Unternehmensleitung nach einem neuen Standort suchte.
Umzug soll im Jahr 2024 stattfinden
Die Stadt unterbreitete eigene Standortvorschläge, die jedoch aufgrund des Flächenbedarfs von etwa zwei Hektar und der geringen Verfügbarkeit von Gewerbeflächen innerhalb des Stadtgebiets zunächst einer bauleitplanerischen Entwicklung bedurft hätten. „Die Zeitplanungen seitens der ZF Friedrichshafen AG sahen jedoch eine zeitnahe Umsiedlung und unmittelbare Bebaubarkeit eines neuen Standortes vor“. blickte Bürgermeister Guido Orthen (CDU) bedauernd zurück. Im September 2022 entschied sich ZF schließlich für ein Grundstück in Niederzissen in der Verbandsgemeinde Brohltal, wohin das Werk im Jahr 2024 umziehen soll.
Damit steht fest, dass die bisherigen Gewerbeflächen an der Max-Planck-Straße einer neuen Nutzung zugeführt werden müssen. Für die Stadtverwaltung sei das Gelände von hoher städtebaulicher Bedeutung, so Orthen. Dabei stehe die Erhaltung der wenigen Möglichkeiten für gewerbliche Standortentwicklungen und Ansiedlungen innerhalb des Stadtgebiets sowie die Kompensation von wegfallenden Arbeitsplätzen im Fokus. „Keinesfalls zielführend wäre eine reine wohnbauliche Entwicklung des Standortes, da dies die Möglichkeiten der Stadt, der hohen Nachfrage nach Gewerbeflächen Rechnung zu tragen, weitergehend einschränkt“, betonte der Bürgermeister. Deshalb soll dort nun ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden.
Wohnortnahe Arbeitsplätze wichtig
Das sah auch der Stadtrat so. Andreas Geschirr (CDU) erklärte, eine zukünftige weitere Gewerbenutzung sei alternativlos. Nicht nur wegen wegfallender Gewerbesteuern, „sondern vor allem wegen der wohnortnahen Arbeitsplätze“, die es in dieser Größenordnung kein zweites Mal mehr gebe. In der Vergangenheit sei die politische Weichenstellung für zusätzlichen wohnungsbauplanerisch auf den Weg gebracht worden. „Dafür müssen wir jetzt auch um jeden Arbeitsplatz kämpfen, sei es Vorhandene zu erhalten, aber auch neu zu schaffen.“ Auch SPD, FDP und FWG bestätigten, dass für sie eine andere als eine gewerbliche Nutzung dort nicht infrage komme. „Gewerbegebiete im Stadtgebiet sind aufgrund der topografischen Lage im Tal nur sehr begrenzt möglich“, rief FDP-Ratsmitglied David Jacobs in Erinnerung. Es sei daher wichtig, die Fläche weiterhin für Gewerbe vorzuhalten. Auch unter dem Aspekt des Klimaschutzes sei ein wohnortnahes Arbeiten sehr zu befürworten, da die Menschen ansonsten in weiter entfernte Gewerbegebiete pendeln müssten. Er warnte aber auch davor, ein solches Gebiet in exponierter Lage sich selbst überlassen, „hier können wir die Weichen stellen, dass wir als Stadt Einfluss auf die zukünftige Nutzung nehmen können.“ Das war auch Klaus Beu (FWG) wichtig, er wollte Lehren aus der Nachnutzung des Rekofa-Geländes in Walporzheim ziehen. Schließlich stimmte auch Martin Kallweitt (AfD) zu, „denn Gewerbeflächen schaffen bedeutet Arbeitsplätze sicher und fördern.“
Von unserem Mitarbeiter Volker Jost