BUND: Koblenz verschleppt aus finanziellen Gründen den kommunalen Klimaschutz

Untätigkeit der Stadt ist teils rechtswidrig und nimmt Gesundheitsgefährdung in Kauf

Untätigkeit der Stadt ist teils rechtswidrig und nimmt Gesundheitsgefährdung in Kauf

Die Luftmessstation am Wöllershof. Seit über zehn Jahren werden die Grenzwerte für Stickoxide bereits überschritten. Hauptursache: Dichter Straßenverkehr mit Dieselfahrzeugen.Foto: Privat

21.03.2017 - 13:02

Koblenz. „Koblenz hat ein Weg weisendes Klimaschutzkonzept, jedoch leider fast ohne Wirkung für unsere Umwelt. Denn die Stadt setzt die notwendigen Maßnahmen aus finanziellen Gründen nicht um. Diese Verschleppung ist zum Teil rechtswidrig und eine Vergeudung von Steuergeldern – von der Verantwortungslosigkeit gegenüber der Bevölkerung, insbesondere unseren Kindern und Enkeln ganz zu schweigen!“ so Egbert Bialk und Dr. Thomas Bernhard, Sprecher des Koblenzer Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND. Der Grund sei immer wieder derselbe: „Klimaschutz ist gut für Sonntagsreden, aber kosten darf er nichts. So wird die Umsetzung des Vertrages von Paris auch in unserer Stadt unterlaufen. Das werden wir mit allen Mitteln angehen.“

Der BUND nennt Beispiele aus einer „langen Liste der Untätigkeit“:

1. Das IFEU-Institut Heidelberg hatte in seinem vom Stadtrat beschlossenen Klimaschutzkonzept empfohlen, jedes Jahr pro Einwohner 5 – 10 Euro für wirksame Maßnahmen einzusetzen, also 550 000 – 1,1 Mio. Euro. „Die traurige Realität ist aber: Noch nicht einmal einen Teilbetrag war der Stadt der Klimaschutz bislang wert. Wegen der hohen Verschuldung aus dem 95 Millionen teuren Zentralplatz-Projekt wird das immer wieder mit dem sog. „Eckwerte-Beschluss“ begründet.

Auch der Trick der Gründung eines Klimaschutzvereins, der die Maßnahmen für die Stadt angeblich umsetzen soll, funktioniert nicht. Nach unseren Informationen wurde noch nicht einmal 1 Prozent der notwendigen Finanzmittel ausgegeben. Investitionen im Promillebereich sind aber nicht mehr als Placebos. Der Eckwerte-Beschluss darf beim Klimaschutz, der über unser aller Zukunft entscheidet, nicht gelten“, so Dr. Bernhard.

2. Die Stadt missachtet die schon seit 1.1.2016 gültige Energieeinsparverordnung für Heizungen in ihren Gebäuden.

Daten fehlten lange, nur wenige Heizungen sind verordnungsgerecht modernisiert, erst 2018 sollen die Maßnahmen abgeschlossen sein. Dr. Bernhard dazu: „Statt als Vorbild voranzugehen, toleriert die Stadt jahrelang einen rechtswidrigen Zustand, vergeudet Energie und öffentliche Gelder und belastet die Umwelt mit CO2.“ Ein gleiches Bild bei der Wärmedämmung: Dachgeschossdecken müssen seit 2016 gedämmt sein. Wie aber das Zentrale Gebäudemanagement im Umweltausschuss jetzt eingestehen musste, ist nicht einmal klar, in welchen Gebäuden diese Dämmung nachgerüstet werden muss. Die Stadt hat die Daten noch nicht vollständig erhoben.

3. „Rechtswidrige Zustände herrschen im Verkehrsbereich bei der Luftreinhaltung“, so der BUND weiter. Seit über zehn Jahren werden in der Innenstadt die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide überschritten, die Feinstaubbelastung ist hoch. Beides ist den Behörden bekannt, die Ursachen sind es auch: zu dichter Straßenverkehr, Dieselfahrzeuge, auch die Busse. Dr. Bernhard: „Koblenz gehört zu den drei Städten in Rheinland-Pfalz mit der schmutzigsten Luft. Das schädigt unser Klima und die Gesundheit. Deutschlandweit rechnet man mit ca. 3000 Menschen, die vorzeitig sterben wegen dieser Emissionen, einige davon sind Koblenzer.“


Droht sogar eine Klage?


Die Europäische Union hat ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, erste Städte werden bereits von einem Umweltverband verklagt. Das könnte auch Koblenz drohen, wenn nicht endlich wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Der BUND nennt hier: Die schrittweise Neuanschaffung von sauberen Bussen auf Innenstadtlinien, die deutliche Reduzierung des PKW-Verkehrs durch ein mutiges Verkehrskonzept, weitere autofreie und Tempo-30-Bereiche, Park & Ride, notfalls auch Sperrungen für Dieselautos und eine rasche Umsetzung der zehn wichtigsten Maßnahmen des Radverkehrskonzeptes. Bialk: „Wer eine Verdoppelung des Radanteils beschließt, muss auch Mittel aus dem Straßenetat umschichten. Sonst wird der Plan von vornherein scheitern. Offenbar scheint es am Willen zu fehlen.“ Auf nahezu kostenlose Fahrradschutzstreifen warte man teils schon seit Jahrzehnten, ebenso auf den sog. ‚Premiumweg‘ durch die Südallee. Die Befahrbarkeit der Fußgängerzone untere Löhr nach Ladenschluss wurde fadenscheinig abgelehnt. All dies würde aber den Radverkehr unterstützen, CO2, Abgase und Lärm mindern und die Lebensqualität der Stadt erhöhen.

„Geredet und geplant wird viel, gemacht fast nichts. Die Klimasituation ist dramatisch, die Koblenzer Untätigkeit auch! Darum werden wir Umweltverbände der Politik ein weiteres Sparen am Gesundheits- und Klimaschutz nicht länger durchgehen lassen - schon gar nicht im anlaufenden Wahlkampf“, kündigt abschließend der BUND an.

Pressemitteilung BUND Koblenz

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
21.03.2017 15:30 Uhr
juergen mueller

STADTRAT beschließt KLIMASCHUTZKONZEPT und opfert dies zu Gunsten von großkopfernden Investitionen, die bisher nur eines gebracht haben: "SCHULDEN".
KOBLENZ ist eine der drei schmutzigsten Städte in Rhld-Pfalz.
STADTPOLITIK versteht unter Klimaschutz mehr GEWERBEFLÄCHEN = mehr INDUSTRIE = mehr ARBEITSPLÄTZE = mehr VERKEHR = mehr UMWELTSCHÄDIGUNG.
Die Verantwortungslosigkeit der Stadtpolitik, und das betrifft insbesondere die im STADTRAT vertretenen Ratsmitglieder von CDU-SPD-FDP, die für dieses Konzept gestimmt haben, gegenüber der Bevölkerung ist sprichwörtlich u. zeugt nur von deren Arroganz u. Ignoranz einer ökologischen Verantwortung.
Hier geht es immer nur um das bezahlte Schönreden von Menschen, die in ihrer intellektuellen Unvollkommenheit und vor lauter Selbstdarstellungsneurosen jegliche Realität für Natur u. Umwelt u. die Ängste der Bevölkerung verloren haben u. sich nur in den Dienst von Politik und Wirtschaft = PROFIT (auch für sich selbst) verantwortlich zeigen.




Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Junger Mann stirbt bei Motorradunfall

Cochem. Zu einem folgenschweren Verkehrsunfall kam es am Samstag um die Mittagszeit bei Düngenheim im Kreis Cochem-Zell. Ein 23-jähriger Motorradfahrer fuhr auf der L 98 aus Richtung Kaisersesch kommend. Nachdem er einen PKW überholt hatte, steuerte er sein Krad weiter Richtung Monreal. In Höhe der Einmündung nach Düngenheim verlor er aus noch ungeklärter Ursache die Gewalt über seine Maschine und kam nach rechts von der Fahrbahn ab. mehr...

Tageseinnahmen eines Restaurants entwendet

Linz am Rhein. Am Samstagabend gegen 18 Uhr wurden durch einen unbekannten Täter die Tageseinnahmen des Restaurants Minnesinger, Markplatz 25, Linz am Rhein entwendet. Die Inhaber waren in Begriff, den vierstellen Betrag bei einer örtlichen Bank einzuzahlen. Dazu wurde das Bargeld zunächst für den Transport in einer Handtasche verstaut. In einem unbeobachteten Moment entnahm der unbekannte Täter die Geldbörse aus der Handtasche. mehr...

Regional+
 

Fußgänger geschlagen und geschubst

Ockenfels. Ein 63-jähriger Geschädigter wurde am Samstagabend als Fußgänger in Ockenfels durch zwei unbekannte Täter attackiert. Die Täter griffen den Mann aus Monheim am Rhein an, indem sie ihm ins Gesicht schlugen und schubsten. Der Geschädigte kam dabei derart zu Fall, dass er durch einen Gartenzaun eine Böschung herunterfiel. Er wurde durch den Vorfall erheblich im Gesicht verletzt. Der Geschädigte besuchte zuvor eine örtliche Gaststätte und hatte dort erheblich dem Alkohol zugesprochen. mehr...

Kinderwagen als Tatmittel zum Diebstahl genutzt

Linz am Rhein. Am Samstagabend gegen 21 Uhr entwendeten zwei gemeinschaftlich agierende Täter aus einem Einkaufsmarkt in Linz Lebensmittel im Wert von über 300 Euro. Der Mann im Alter von 29 Jahren und die Frau im Alter von 22 Jahren nutzen zur Tatausführung einen Kinderwagen, welchen sie zweckentfremdeten und mit Diebesgut beluden. Bei der Durchsuchung der Personen konnte zudem eine Anscheinswaffe... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Feuerwehr rettet Reh vom Kinderspielplatz

Feuerwehr rettet Reh vom Kinderspielplatz

Andernach. Am Samstagvormittag, den 4. Mai verirrte sich ein Reh auf dem Kinderspielplatz im Deutschpfädchen in St. Sebastian. Der hinzugerufene Jagdpächter, die Freiwillige Feuerwehr Weißenthurm, sowie die Polizei erschienen vor Ort um dem Reh zu helfen. mehr...

Einbruch in Buchholzer Bäckerei

Einbruch in Buchholzer Bäckerei

Buchholz. Zwischen Freitagabend und dem frühen Samstagmorgen brachen unbekannte Täter in eine Bäckerei in Buchholz im Bereich Industriepark Nord ein. Der/ die Täter hebelten ein Fenster auf und gelangten so in die Geschäftsräume des Unternehmens. mehr...

Zeugenaufruf nach Unfallflucht

Zeugenaufruf nach Unfallflucht

Urbar. Im Zeitraum, von Samstagmorgen, gegen 00:30 Uhr, bis gegen 12:15 Uhr, wurde in der Friedrich-Ebert-Straße, ein geparkter Pkw BMW beschädigt. Der Unfallverursacher entfernte sich im Anschluss von der Unfallstelle. mehr...

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

42. Auflage des „Lohners Vulkan-Marathon“ in Mendig pulverisierte mit 2141 Startern den bisherigen Teilnehmerrekord

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

Mendig. Die Traditionsveranstaltung „Lohners Vulkan-Marathon“, wie das Event offiziell heißt, stößt langsam in ganz neue Dimensionen vor: 2141 Starter, von denen 1806 das Ziel erreichten, sorgten am vergangenen... mehr...

Abenteuer im Trampolinpark

Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden

Abenteuer im Trampolinpark

Rieden. Viel Spaß hatte die Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden am letzten Samstag im April beim Besuch eines Trampolinparks in Koblenz. Es wurden dabei einige Saltos und Flickflacks absolviert, so... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Premiere in Ransbach-Baumbach

K. Schmidt:
Herr Müller hat schon Recht. Nie war doch mehr Information wie heute. Ich lade mir alle Beschlussvorlagen des Stadtrates herunter, als wär ich dort selber Mitglied. Ich kann mir deren Beschlüsse der letzten Jahre anschauen. Die Homepage der Verwaltung ist proppevoll mit Infos. Und das gilt sogar für...
Werner Müller:
Bürger, die keine VG-Blätter lesen (weder die Ankündigung noch die Entscheidung) und nicht an den öffentlichen VG-Sitzungen teilnehmen, wollen mehr informiert werden. Angebote nicht annehmen und sich dann laut über die eigene Inkompetenz beschweren - den gleichen Quatsch haben wir in Höhr-Grenzhausen...
K. Schmidt:
War es nicht die CDU, die die 7% eingeführt hatte, und dies ausdrücklich mit einer Befristung versah? Die stellt sich dann jetzt hin und jammert, weil diese Frist auslief und nicht verlängert wurde. Dieses elendige, unehrliche Hin und Her, Regierungs- und Oppositionsgetue mit quasi frei austauschbaren...
juergen mueller:
Typisch AfD-Manier. Warum die AfD seid 2015 so stark werden konnte? Weil sie permanent ihren Fokus darauf ausrichtet, die vermeintlich wohlstandsgefährdende Politik der Altparteien anprangert u. damit Erfolg bei denen hat, die grundsätzlich immer dabei sind, wenn es um`s Jammern auf höchstem Niveau...
Amir Samed:
Wegen der Steuergesetze bleibt den Arbeitnehmern von ihren höheren Gehältern kaum etwas übrig. Mit der Umsatzsteuer in der Gastronomie, der CO2-Steuer, der Luftverkehrssteuer, der Plastiksteuer, der LKW-Maut oder den stark steigenden Beiträgen in Kranken- und Pflegeversicherung hat die Ampel die Bürger...
K. Schmidt:
Ich habe mit dem Begriff "Bürger" an der Stelle ein kleines Problem. Denn während ich bei Bundes- oder Landtagsabgeordneten auch öfters den Eindruck habe, da steht die Partei und Machterhalt über allem und es gibt eine gewisse Basis- und Realitätsferne, kann man das den Mitgliedern von Ortsbeiräten...
Veronika Wildner:
Wenn nicht jetzt, wann dann! So ist es, ich wünsche der Wählergruppe Erfolg und gutes Gelingen ihrer gesteckten Ziele. Das ist Basisdemokratie, selbst die Hand anzulegen, die Bürger für die Bürger vor Ort bestimmen die Richtung, viel Glück....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service