6. Salon-Gespräch in Bad Neuenahr

Quantenphysik und Irrtümer

Gesprächsforum beschäftigte sich mit der Rolle von Glauben im modernen Weltbild

Quantenphysik und Irrtümer

Prof. Werner Leisenberg fesselte mit Detailkenntnis und mitreißendem Vortrag. Foto: FIX

01.03.2014 - 10:00

Bad Neuenahr. Ist Irren wissenschaftlich, oder irren sich Wissenschaftler schlau? Mit dieser Frage begrüßte die Initiatorin der Salon-Gespräche, Gudrun Raethel, ihre Gäste zur nunmehr sechsten Auflage des Gesprächsforums. Im Fokus stand das Thema „Der große Irrtum - Wie das wissenschaftliche Weltbild Europa in die Irre geführt hat“, und als Referent konnte der renommierte Professor Wolfgang Leisenberg gewonnen werden, der in seinem anschaulichen Vortrag nachvollziehbar ausführte, wie Wissenschaft entstand und vor welcher Zukunft sie steht. Der Professor für Elektro- und Automatisierungstechnik hat sich in den letzten 25 Jahren mit den weltanschaulichen Folgen der Physik beschäftigt. Er brillierte mit theologischem und geschichtlichem Detailwissen.

Leisenberg erinnerte an die Zeit von Galileo Galilei und den damit verbundenen Inquisitionsprozess der Kirche. Damals habe sich die die Wissenschaft in einem langen Kampf gegen eine uneinsichtige aber übermächtige Kirche durchgesetzt. Die heutige naturalistische Wissenschaft basiere auf der bewussten Beschränkung Galileis auf das Messbare, erklärte der Referent. „Nachdem die naturalistische Wissenschaft so ungeheuer erfolgreich war, wandte sich der Großteil der europäischen Intellektuellen vom christlichen Glauben ab, und man entwarf eine neue Gesellschaft ohne Gott“, führte Leisenberg weiter aus. „Eine irdische Stadt des Fortschritts ersetzte die Stadt Gottes“, zitierte er den bekannten Marxisten Erich Fromm. Aber die „schöne neue Welt“ lässt auf sich warten, schlimmer noch, so Wolf Lepenies, „der Prozess der Säkularisierung misslingt, und man mag das die Rache Gottes nennen.“ Nachdem die Menschen genug zu essen hatten, merkten sie, dass „der Mensch nicht von Brot allein“ lebe.

Das fehlende „Mehr“ hatte im modernen Weltbild aber keinen Platz. So führt die neue materialistische Weltsicht auch für Bert Brecht zu einem trostlosen Ausblick: „Wenn die letzten Irrtümer verbraucht sind, sitzt als letzter Gesellschafter uns das Nichts gegenüber.“ Leisenberg rief auch die Positionen von Prabhu Guptara, Wirtschaftswissenschaftler bei einer Schweizer Bank, in Erinnerung, der fragte: „Warum wohl wurde Europa, das bis in das 16. Jahrhundert eine der ärmsten Regionen war, im 19. Jahrhundert zu einem der reichsten Erdteile?“

Und als Nicht-Europäer gibt er auch die Antwort: „Einer der Schlüsselfaktoren war die Reformation, die eine an den Lehren der Bibel orientierte Kultur schuf.“ Für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes sind nicht nur „harte“ Faktoren wie Kapital, Bildung und Infrastruktur entscheidend, sondern langfristig viel mehr kulturelle Faktoren. Eigentumsrechte, Arbeitsethik, Ehrlichkeit, Sparsamkeit und die soziale Marktwirtschaft basierten auf ursprünglich christlichen Werten. Aber so wie Europa durch diese Werte reich geworden sei, so werde es in dem Maße wieder arm werden, wie es dem christlichen Glauben den Rücken kehre. So kommt Josef Joffe zu dem Schluss: „Europa verarmt auf hohem Niveau. Man merkt es nicht - wie ein Frosch im Wassertopf, der auf kleiner Flamme steht.“ Zum Glück „hat die moderne Physik bemerkt, dass sie auf einem falschen Weg ist“, so der Astrophysiker Hans-Peter Dürr. Bereits 1944 habe Max Planck erklärt, dass kein Atom ohne eine intellektuelle Kraft bestehen könne. „Wenn der Urstoff des Universums Information ist“, folgerte Leisenberg, „dann ist unsere Welt im tiefsten Inneren geistig und nicht materiell.“ Außerdem wusste er zu berichten, dass nach dem amerikanischen Quantenphysiker David Bohm unser Universum die Projektion eines „Urgrund“ sei. Wenn im Neuen Testament von der Grundlegung der Welt gesprochen wird, steht dort immer das griechische Wort „metabole“, und dies bedeutet Projektion. Wenn aber das Universum eine Projektion ist, dann muss es ein Bewusstsein und einen Willen dazu geben, gab Leisenberg einen weiteren Denkanstoß. „Die Quantenphysik kann keinen Beweis für einen persönlichen Gott liefern“, eine weitere Feststellung des Referenten. „Im 21. Jahrhundert kommt die Physik nicht mehr ohne Transzendenz aus. Die Quantenphysik ist eine Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Wissenschaft und Glaube.“

Die rege Teilnahme der Gäste an der anschließenden Diskussionsrunde bezeugte das starke Interesse an diesem Thema. Das nächste Salon-Gespräch findet am 11. Mai wieder in der Villa Aurora statt.

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