Neunter Band der Quellenreihe des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“ erschienen

Hans-Georg Klein präsentierte neues Werk zur Geschichte von Ahrweiler

„In einem schlechteren Zustand als zu Ahrweiler, mag wohl an keinem anderen Orte des Erzstifts das Rechnungswesen seyn…“

27.10.2017 - 16:16

Ahrweiler. Mit dem gängigen Topos „Mammutwerk“ ist die akribische Arbeit in Sachen Geschichtsaufarbeitung der alten Stadt Ahrweiler, die Hans-Georg Klein in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geleistet hat, fast schon unzureichend beschrieben. In mittlerweile neun voluminösen Bänden hat der zweite Vorsitzende und Archivar des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“ ein Chronik- und Geschichtswerk zu Ahrweiler erschaffen, das weit über die Region hinaus einzigartig sein dürfte und als zuverlässige Quelle für kommende Generationen von großer Wichtigkeit sein wird. Zur offiziellen Vorstellung des just erschienenen, neunten Bandes „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler – Die Baumeisterrechnungen der Stadt Ahrweiler von 1775-1793, Stadtrechnungen von 1763-1793“ hatte der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ kürzlich in die Ehemalige Synagoge Ahrweiler geladen. Der erste Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Wilbert Herschbach, war sichtlich erfreut darüber, dass die gut besuchte Buchvorstellung an diesem historischen Ort stattfinden konnte und würdigte das Wirken von Hans-Georg Klein, der sich in besonderem Maße als Heimathistoriker verdient gemacht habe.


„Ein Biograph für Ahrweiler“


„In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat Carl Ludwig Börne einmal folgenden Satz geprägt: „Geschichte ist die Biographie der Menschheit“. Und dies gilt nicht nur für die Geschichte von Weltreichen, Staaten oder Nationen. Dies gilt gleichermaßen auch für die Geschichte vor Ort. Wenn es darum geht, auf die eigene Heimatgeschichte zurückzublicken, bedarf es Menschen, die uns die vergangenen Geschehnisse im lokalen Raum näherbringen. Ein solch erfahrener Historiker ist Hans-Georg Klein! Er schaut schon seit vielen Jahren auf die Geschichte seiner Heimatstadt zurück – und ist somit ein Biograph für Ahrweiler“, unterstrich der Beigeordnete Hans-Jürgen Juchem in seinem Grußwort. Dann war es an Hans-Georg Klein, sein neuestes Opus in unterhaltsamen und launigen Worten vorzustellen. So viel vorweg: Die vom Autor vorgelegten Quellen geben faszinierende Einblicke in die Finanzwelt von Ahrweiler im späten 18. Jahrhundert, die mit der heutigen Bürokratie und Verwaltung herzlich wenig gemein hatte – im Gegenteil. Kein Wunder, dass der für die oberste Kontrolle des Ahrweiler Finanzgebarens zuständige Bonner Hofrat im Februar 1792 eine eher durchwachsene Einschätzung postulierte: „In einem schlechteren Zustand als zu Ahrweiler, mag wohl an keinem anderen Orte des Erzstifts das Rechnungswesen seyn…“ Ein verständliches Urteil, denn zuvor war der Hofrat an der Einnahmen- und Ausgabenführung der Stadt mehr oder weniger verzweifelt. „Die Stadt arbeitete nicht defizitär, aber total unordentlich und mit zuweilen fünf verschiedenen Kassen“, so Hans-Georg Klein. Das hatte zum Teil mit der politischen Gesamtlage zu tun, beispielsweise mit den Folgen der Französischen Revolution (1789-1799), aber auch mit Umwälzungen in der städtischen Ordnung. So ist für das Jahr 1794 eine zum Teil handfeste Auseinandersetzung zwischen Ratsmitgliedern und Tuchhändlern dokumentiert.


Der Stadtbote verdiente besser als der Lehrer


Interessant auch ein Blick auf die Verdienstmöglichkeiten der damaligen Zeit. Mit 26 Gulden und 4 Einheiten Brennholz Jahresgehalt wurde beispielsweise der Lehrer eher schlecht honoriert – im Gegensatz zum Stadtboten, der 116 Gulden und vier Albus einstrich. Immerhin wurde das Lehrergehalt noch durch Zuwendungen aus diversen öffentlichen Kassen etwas aufgebessert.

Aus dem finanzverwaltenden „Schatzbürgermeister“ wurde ab 1637 der „Baumeister“, der sozusagen die „Hauptkasse“ der Stadt unter seinen Fittichen hatte, als „Schatzheber“, also quasi „Steuereintreiber“ fungierten die Hutenmeister. Im Jahre 1752 tauchte dann erstmals das Wort „Stadtsack“ in den Quellen auf, der von einem Schöffen betreut wurde und sich aus den Einnahmen der Baumeisterkasse speiste. Wechselten hier die Zuständigkeiten, war eine geregelte Übergabe alles andere als Usus und somit weiteres Durcheinander praktisch vorprogrammiert.

Haupteinnahmequelle von Ahrweiler waren die sogenannten Akzisen, in etwa vergleichbar mit der heutigen Umsatzsteuer. Die Akzise stellte sicher, dass 1,4 Prozent des Verkaufspreises jeder Ware in die Stadtkasse(n) wanderte. Lange nahm man an, dass die Wein- und Bier-Akzise die für Ahrweiler einträglichste Einnahmequelle war. Doch diese hatte einen entscheidenden Nachteil: Es konnten nur Weine und Biere „versteuert“ werden, die direkt in Ahrweiler verbraucht wurden. Der Export von Wein und Bier war also steuerfrei und somit stand diese Akzise „nur“ auf Rang drei der Akzisen-Einnahmen.


Märkte als Einnahmequelle


Den weitaus größten Gewinn machte Ahrweiler mit den verschiedenen Märkten und Viehmärkten, die zum Teil über eine Woche lang dauerten. Und wenn zu viele Überschüsse da waren, gönnte sich der Stadtrat durchaus auch mal ein kleines Zechgelage …

Gut zwei Jahre lang war Hans-Georg Klein mit dem 649 Seiten starken Werk beschäftigt, das zum Preis von 27 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich und für jeden mit Interesse an der Geschichte von Ahrweiler einen Pflichtkauf darstellt.

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