Das Kultur-Erlebniswochenende „Kunst im Unkeler Höfen“ war wieder ein voller Erfolg
Menschenmassen strömten durch die Altstadt
Unkel. Rundum begeistert schwärmte am Sonntagnachmittag Verbandsbürgermeister Karsten Fehr von den Kunsttagen. „Gratulation an das Ehepaar Ellen und Jochen Seidel, dem es erneut gelungen ist, extrem abwechslungsreiche Arbeiten hervorragender Künstler nach Unkel zu holen. Das Konzept der beiden Kunst-Erlebnistage in Unkeler Höfen hat sich wieder bestens bewährt, so dass auch heute trotz des nicht gerade einladenden Wetters mindestens ebenso viele Besucher in die Kulturstadt am Rhein gekommen sind wie an dem herrlichen Hochsommer-Samstag“, freute sich der Schirmherr. Sein Kollege, Ex-Landrat Rainer Kaul, sei offensichtlich so fasziniert von der Bandbreite und Qualität der ausgestellten Arbeiten, dass er sogar die Ankunft der Burgundia an der Rheinpromenade verpasst habe, so Karsten Fehr.
Mit seiner Beurteilung der Kunsttage lag der Schirmherr auf einer Linie mit Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. „Die weit über fünfzehnjährige Erfolgsgeschichte von Kunst in Unkeler Höfen, einer Kulturveranstaltung, bei der die einzigartige Bausubstanz unserer historischen Gebäude mit ihren Gärten und idyllischen Innenhöfen zum intensiven Dialog mit Künstlern und ihren Arbeiten einlädt, schafft immer wieder eine einzigartige Kombination von Kunst und Raum“, hatte sich dieser tags zuvor gefreut.
47 Künstler stellten an 15 Stationen aus
Menschenmassen pilgerten zum Palmenhaus und zum Henkelpark, wo mit Brigitte Struif, Sonja Kreutzer, Betty Kahmann und Rolf Puschnig sowie Peter Vaughan und Jörg Schröder sechs Künstler ihre Arbeiten ausgestellt hatten, nachdem die Besucher auf dem Vorhof des ehemaligen Kutscherhauses etwa das große „Rad des Lebens“ von Gabriele Zutz oder die Steinkissen und Vogeltränken sowie die Thüster-Kalkstein-Würfel mit den Blattgold-Herzen und -Sternen bewundert hatten. Stiere und eine Widderfrau führten weiter in den Garten, in dem Martina Hesse wieder Faune und Diven, „Träumer“ und „Sinnliche“, Beflügelte und andere Zwischenweltler präsentierte, nicht ohne zu warnen: „Der größte Feind der Kunst ist der flüchtige Blick!“
Zeit musste man schon mitgebracht haben, wollte man allen Kunstwerken gerecht werden. Allein im Park des Christinenstifts stellten nicht nur Stephanie Ahn & Olaf Hülsmann und Elisabeth Jung aus, neben den farbenfrohen Glas-Taschen und -Kleider von Elena Graure-Manta faszinierten die monochromen Tiere von Steinmetz Martin Goedersmann, die zum Magier Smitti überleiteten, der am Nordeingang des Parks nicht nur die jüngsten Besucher mit seinen Seil- und Kartentricks verzauberte.
Zwischen den großen Zeltgalerien im Osten der Anlage empfingen Tanja Corbachs „Könige“ die Besucher vom „sanftmütigen Hüter“ über „Peter den Weitsichtigen“ bis hin zu dem „Visionär“. Vorbei an den Algen- und Blattcollagen der in Köln arbeitenden Irene Bartsch-Lozik und den Bildern des Bad Honnefers Alfred Kreutzberg gelangte man zur Schweppenburg, in deren Innenhof Anja Kleemann-Jacks ihre Fotografien ausstellte.
An Fotos erinnerten auch die Arbeiten des Aacheners Ralf Walraff der bei dem Kölner Malte Sonnenfeld und dem Porträt-Fotografen Horst Bennemann zu Gast war. In Wahrheit wurden von ihm aus Papier, Putz- und Spachtelstrukturen wie in einem Kaleidoskop fotoähnliche Porträt- und Personendarstellungen zusammengefügt. Fotografien bestimmen dagegen den Sitzungssaal des alten Rathauses, in dessen Flur Holger Figge seine Aquarelle präsentierte. Der renommierte Kölner Fotograf Peter Joester zeigte neben seinen surrealen Bildern wie den Oktopus an seinem „Badetag“ oder mit Feder und Tintenfass als „Poet“ auch überaus einfühlsame Porträts und poetische Architekurfotografien, darunter auch zehn Aufnahmen vom „Freibad Unkel“.
Mit Bildhauerarbeiten empfing der freischaffende Künstler Armin Küpper aus Korchenbroich die Besucher der Kunsttage vor dem Haupteingang des Verwaltungsgebäudes. In dessen Foyer stellte er neben farbenfrohen Bildern auch seine Bronzeskulpturen aus sowie ein großes, glatt poliertes Herz aus Ebenholz, das er, wenn auch schweren Herzens abgeben würde, wie er schriftlich versicherte.
„Da wäre ich jetzt auch gerne“, seufzte eine Besucherin aus Bonn im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes vor den Bildern der Kölner Malerin Marion Wenge, die seit Frühjahr 2016 der Ateliergemeinschaft im „Quartier am Hafen“ in Köln-Poll angehört. Von jeder ihrer Reisen an die Küste hat sie das Wechselspiel von Wasser, Wind und Wolken nach Hause mitgenommen und so ganz unterschiedlichen Stimmungen ganz ohne eine kleine Spur von Zivilisation auf die Leinwand gebracht. „Nicht dass ich hier lieber allein wäre, aber etwa kühler, eben wie am Meer, das wäre schon schön. Alle 15 Stationen der 47 Künstler kann ich heute eh nicht schaffen. Da komme ich lieber morgen nach mal nach Unkel“, so die Bonnerin. Entsprechend beschränkte sie sich nur noch darauf, die gewagten Kombinationen aus Holz und Glas sowie Metall von Michael Francks zu betrachten, die sie aus dem Skulpturengarten des Künstlers direkt am Kottenforst schon kannte, sowie auf die benachbarten Arbeiten des Holzbildhauers Georg Becker. DL