Familiäre Spurensuche

Nachfahren jüdische Familien erkunden ihre Wurzeln in Lahnstein

Stadtarchivar zeigte Judenfriedhof, Synagogentür und Archivunterlagen

09.06.2023 - 13:37

Lahnstein. Ron Friedman steht mit seiner Frau am Grab seiner Ururgroßmutter Johannette Hirsch auf dem jüdischen Friedhof in Oberlahnstein. Angereist aus Kalifornien in den USA begibt sich das Ehepaar auf die noch erhaltenen Spuren seiner jüdischen Vorfahren in Koblenz, Ehrenbreitstein, Boppard und auch in Lahnstein. Begleitet werden sie von Dr. Ulrich Offerhaus, einem Forscher der jüdischen Lokal- und Regionalgeschichte, der das Reiseprogramm zusammengestellt hat.

In Lahnstein werden sie von Stadtarchivar Bernd Geil begleitet, der den Schlüssel zum Judenfriedhof am Ahler Weg zur Ausleihe aufbewahrt. Geil erläutert die Lage des 1887 angelegten neuen jüdischen Friedhofs, dessen älterer Teil sich direkt dahinter am Berghang befindet. Die Grabstätten in fünf Reihen chronologisch nach Sterbedatum angelegt, haben größtenteils noch ihre historischen Grabsteine. Einige waren nach der Schändung des Friedhofs durch die Nationalsozialisten so demoliert oder fehlten gänzlich, dass sie nach 1945 erneuert werden mussten. Alle Grabsteine, auch am Zaun liegende Fragmente, sind in dem Buch von Hans G. Kuhn „Was geblieben ist. Spuren jüdischen Lebens in Lahnstein“ erfasst. Von Friedmans Verwandtschaft liegen hier 14 Personen begraben.

Johannette Hirsch geb. Moses (1817-1901) stammte aus Boppard und heiratete in Ehrenbreitstein Simon Hirsch. Nach dessen Tod im Jahre 1874 zog die Witwe zu ihrer Tochter Caroline, die Elias Landsberg heiratete und mit ihm zusammen in der Oberlahnsteiner Adolfstraße wohnte. Das Doppelgrab von Caroline (1851-1910) und Elias Landsberg (1841-1910) ist eine Reihe weiter gelegen. Hier liegen auch vier ihrer zehn Kinder, darunter Adolf (1870-1934), Bertha (1878-1881), Max (1885-1893) und Clara (1891-1893). Elias stammte aus Ruppertshofen und ließ sich mit seinen Brüdern in den 1870er Jahren in Oberlahnstein nieder. Die Brüder und deren Söhne waren von Beruf Kaufmann, er selbst unterhielt einen Häutebetrieb, welcher nach der Machtergreifung vom Ernährungshilfswerk konfisziert wurde. Auch die anderen Landsbergs waren vermögend, bauten sich Villen in der Nordallee, Wilhelmstraße, Burgstraße und Lahneckstraße, die in der Reichspogromnacht gestürmt, geplündert und später verkauft wurden. Glücklicherweise gelang allen Familienmitgliedern rechtzeitig die Emigration nach England, Neuseeland und in die USA.

Das Wohnhaus in der Adolfstraße wurde im Krieg zerstört. Erhalten ist das Gebäude der ehemaligen Synagoge in der Hochstraße, das die jüdische Kultusgemeinde Koblenz als Rechtsnachfolger 1951 an einen Privatmann verkaufte. Zu Wohnzwecken umgebaut, erinnert heute nur noch die hebräische Aufschrift eines Türblatts an einer Innentür an den ehemaligen Betraum. Dank der Mieter durfte sich das Ehepaar Friedman diese anschauen, bevor sie auf Quellensuche ins Stadtarchiv gingen. Im Archiv konnten sie anhand der Personenstandsregister und der alten Meldekartei ihren Stammbaum vervollständigen und weitere Hinweise zu ihrer Familiengeschichte finden. Im Lahnsteiner Tageblatt von 1901 und 1910 entdeckten sie die Todesanzeigen ihrer Vorfahren.

Beeindruckt von den vielfältigen jüdischen Spuren in Lahnstein, auch von den verlegten Stolpersteinen und dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, machten sich die Friedmans auf den Weg nach Frankfurt. Dort liegt Urgroßvater Moritz Hirsch, ein Bruder der Caroline, bestattet, der einst von Ehrenbreitstein nach Frankfurt gezogen und dort als Kaufmann gelebt hatte.

Pressemitteilung Stadt Lahnstein

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