Verein „Touristik & Gewerbe“ Unkel - 14. Dreisprung
Beim 14. Dreisprung war der Andrang trotz der Wahlen groß
670 Wanderer machten sich auf, um auf kurzen oder langen Strecken die Region um Unkel zu erkunden
Unkel. „Wem Gott will rechte Lust erweisen“, den schickte er am Sonntag nicht in die weite Welt, sondern nach Unkel, um ihm dort, ganz im Sinne des Dichters Josef von Eichendorff seine Gunst zu erweisen in Berg und Wald und Strom und Feld. Statt dieser vier Bereiche hatte sich der Verein „Touristik & Gewerbe“ (T&G) mit dem Bürgerverein und Stadt wie schon in den Vorjahren zum 14. Mal auf den „Dreisprung“, das Wandern vom Rhein zum Wein beschränkt.
Noch war es recht schuppig am Sonntagvormittag, als die T&G-Vorsitzende Ulrike Kessel zusammen mit Vorstandmitglied Hildegard Welsch vor der Turnhalle an der Grundschule „Am Sonnenberg“ letzte Vorbereitungen für den Volkswandertag traf. „Den Teilnehmer-Rekord, der mit über 850 Wanderern vor sechs Jahren aufgestellt worden ist, werden wir heute angesichts der Bundestagwahlen wohl nicht brechen. Aber ich bin sicher, dass wieder etliche Naturfreunde den Weg nach Unkel finden werden und wenn die Sonne gegen Mittag den Nebel vertreibt, wird das ein ganz toller Tag“, war sich Ulrike Kessel sicher. Von Sonne war da allerdings noch nichts zu erahnen und so kletterten die herbstlichen Temperaturen gerade einmal ganz knapp in den zweistelligen Bereich.
Ins Schwitzen kamen aber schon die ersten Wanderer beim Anstieg durch das Hähnerbachtal auf die Bruchhausener Höhe. „Wir haben dieses Mal den Streckenverlauf speziell für die Senioren in anderer Richtung zur ersten Kontrollstation auf der Erpeler Ley festgelegt. Dort können sie dann überlegen, ob sie die 11,3 Kilometer lange Strecke wandern wollen oder eine der beiden längeren Touren wählen“, so die Vorsitzende.
Drei Strecken - ein Ziel
Dabei wies sie die Teilnehmer am Start aber bereits darauf hin, dass es die 23 Kilometer lange Strecke durchaus in sich hatte und keineswegs für Kinderwagen geeignet war. Diese Einschätzung bezog sich vor allem auf den rund acht Kilometer langen großen Bogen, den die Langstreckler von der Kontrollstation an der Laurentiushütte, vorbei am Birkig zur Kontrollstation am „Auge Gottes“ zurückzulegen hatten, um von dort vorbei am „Virneberg“ und der alten Schmelze an der Rheinbreitbacher Westerwaldstraße den Bruchhausener Ehrenfriedhof am „Marienberg“ anzustreben. Dort trafen sie wieder auf die Mittelstreckler, mit denen sie zuvor von dem Basaltplateau aus durch das Kasbachtal vorbei an der Brauerei am Severinsberg bergan gewandert waren. Nach zweimaliger Überquerung der Kasbachtalbahn-Gleise wurde dann der Hasenacker umrundet und die L 252 passiert, um die Laurentiushütte anzustreben.
„Jetzt haben wir die ganzen Steigungen längst hinter uns und es geht nur noch locker bergab“, kommentierte ein erfahrener Dreispringer aus Bonn im Anblick des Haanhofes. An diesem vorbei ging er nach Scheuren und an den neuen Weinbergflächen an der B 42 entlang in Richtung Grillhütte am Fuße des Stux-Weinbergs, dem traditionellen Ziel des Dreisprungs. Das strebte nicht nur Rita Stein direkt an, nachdem sie sich an der Kontrollstation bei Gudrun Küpper und Siegfried Werber am Kreuz auf der Erpeler Ley mit „Rotbäckchen“ und deftigem Schmalzbrot gestärkt hatte. Von einer Qual der Wahl konnte dort bei ihr aber nicht die Rede sein. „Die Mittelstrecke würde ich mir durchaus zutrauen, auch wenn mir der Aufstieg durch das Hähnerbachtal nach meiner Krankheit nicht ganz leicht gefallen ist. Aber als Münsterländerin sehe ich den Rhein ja nicht so oft“, begründete die viermalige Dreispringerin aus Dülmen, warum sie die kürzeste Strecke wählte. Diese führte die engen Serpentinen nach Erpel hinab direkt an das Flussufer bis an den alten Fronhof im Norden der Rheinfassaden von Unkel. Erst von dort ging es die Bahnlinie entlang zur Fußgängerbrücke über die B 42 und zur Grillhütte.
Unkeler Burgundia bereitete einen königlichen Empfang
Dort war am frühen Nachmittag nicht nur die Unkeler Burgundia Michelle I. (Welsch) mit ihren Weinprinzessinnen, Schwester Svenja und Freundin Johanna Boendgen, samt Bacchus Jörg Schröder angekommen. Auch das Bläsercorps der Karnevalisten stattete den Wanderern einen ausgiebigen Besuch ab, um sie, wenn auch nicht „Im tiefen Keller“, so doch am Fuß des Stux mit Rhein-Wein-Liedern zu unterhalten. „Gib acht auf den Jahrgang!“, warnten sie Dreispringer, die vom Bürgerverein um die beiden Vorsitzenden Engelbert Wallek und Matthias Wester bestens bewirtet wurden. „Denn es ist wichtig und immer richtig: Der Wein muss alt und jung das Mädel sein“, so die Musiker. Beides traf natürlich bei den drei Grazien zu, von denen die Wanderer mit entsprechendem Rotwein aus bauchigen Gläsern verwöhnt wurden. Ansonsten zogen die Wanderer aber zumeist größere Gefäße mit schäumendem Gerstensaft oder aber noch nicht ganz ausgegoren Rebensaft zum deftigen Zwiebelkuchen vor. Von diesem musste Engelbert Wallek, lange bevor Ulrike Kessel die obligatorischen Ehrungen vornehmen konnte, einige Bleche nachbestellen und auch der Bestand an Federerweißern schmolz sichtlich.
Auch die Wahlen waren kein Hindernis für die Wanderer
„Auch wenn der Beginn des Dreisprungs erheblich ruhiger als im Vorjahr war, über mangelnde Resonanz können wir uns angesichts von 670 Wanderern wirklich nicht beklagen“, freute sich Ulrike Kessel über das rege Treiben an der Grillhütte. Zwar war der Schirmherr, der durch die Wahlen voll beschäftigte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen, verhindert, ganz auf Politprominenz verzichten musste sie nicht. Aus Windhagen war Erwin Rüddel pünktlich zur Siegerehrung eingetroffen. „Ich hätte auch gestern am Rheinhöhenlauf teilgenommen. Meine Startnummer hatte ich bereits, da ich mich rechtzeitig angemeldet hatte, nur zum Start bin ich wegen des starken Verkehrs 15 Minuten zu spät gekommen“, gestand der CDU-Bundestagsabgeordnete ein, während Ulrike Kessel der Bonnerin Jutta Ecks, Jahrgang 1935, als älteste Teilnehmerin am 14. Dreisprung gratulierte. Betagtester am Nachmittag noch anwesender Wanderer war der Neußer Philipp Solareck, womit auch schon die Herkunft der größten Wandergruppen feststand. Der Eifelverein aus der Bundesstadt war nur einmal vor Jahren vom Tambourcorps Erpel entmachtet worden, mit 52 Teilnehmern ließ er sich dieses Jahr die Auszeichnung als „Primus“ wieder nicht entgehen. „Wenn Ihr Euch mit zwei Teilnehmern mehr auf den Weg gemacht hättet, hättet Ihr Euren zweiten Platz vom Vorjahr verteidigt“, tröstete Ulrike Kessel das Unkeler Damenkomitee „Herzblättchen“, die von den 21 Neußer Wanderern auf den dritten Platz verdrängt worden waren. Aus der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen war der Düsseldorfer Willi Adolphs in die Kulturstadt am Rhein gekommen und hatte damit dieses Mal die weiteste Anreise aller Dreispringer auf sich genommen
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