Abschlussveranstaltung des Projektes EnAHRgie

Ahrkreis mit großem Potenzial für die Umsetzung der Energiewende

Der Kreis Ahrweiler soll als Modellregion Vorreiter für die nachhaltige Gestaltung der Landnutzung und Energieversorgung auf kommunaler Ebene werden

11.12.2017 - 12:01

Bad Neuenahr. Ein großes Potenzial für erneuerbare Energien und interkommunale Kooperationen sieht das Bundesforschungsprojekt EnAHRgie im Kreis Ahrweiler. Das erklärte Projektleiter Dr. André Schaffrin jetzt bei der Präsentation der Ergebnisse in Bad Neuenahr Rathaussaal. An der Europäischen Akademie angesiedelt, untersuchte das Projekt zweieinhalb Jahre lang die Umsetzbarkeit im regionalen Maßstab der von der Bundesregierung propagierten Energiewende am Beispiel des Kreises Ahrweiler. Anhand dieser Modellregion sollen Wege für eine nachhaltige Gestaltung der Landnutzung und Energieversorgung auf kommunaler Ebene aufgezeigt werden. Jetzt gab es den Abschlussbericht des 3,3 Millionen Euro teuren Projektes, das vom Bund bezuschusst wurde. Schließlich könne es vom Aufbau her und nach Analyse der Situation jeweils vor Ort bundesweit auf andere Kommunen angewendet werden.


Wunsch nach Engagement besteht schon lange


Der Wunsch nach Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien bestehe im Kreis Ahrweiler bereits seit Langem, berichtet Schaffrin. Man könne gut an bereits bestehende Konzepte anknüpfen, etwa an die integrierten Klimaschutzkonzepte einiger Verbandsgemeinden und Städte. Zudem solle auch die Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler klimaneutral durchgeführt werden. „Doch die bisherigen Aktivitäten reichen bei Weitem nicht aus, um das Ziel des Kreistags zu erreichen: Den Stromverbrauch im Kreis Ahrweiler bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu decken.“ Deshalb erarbeiteten regionale Akteure und Wissenschaftler im Projekt EnAHRgie ein Energiekonzept für den Kreis Ahrweiler, das helfen soll, diese Ziele zu konkretisieren und zugleich die Möglichkeiten und Chancen im Landkreis darzulegen. Bei ihren Analysen haben die Projektmitarbeiter vor allem die Verfügbarkeit von Flächen, rechtliche Einschränkungen und auch die Wetterbedingungen hinsichtlich Wind und Sonne berücksichtigt, um Ziele für die zukünftige Energieversorgung durch Erneuerbare Energien zu definieren. Für jede Kommune wurden eigene Szenarien erstellt, die mögliche Zukunftsvisionen abbilden – auch unter dem Blickpunkt der Kosteneffizienz. Dabei kam heraus, dass es regional unterschiedliche Potenziale für den Einsatz von Erneuerbaren Energien gibt. Die Szenarien stellen dem Status Quo auf Basis von 2013 mögliche Alternativen gegenüber, neben dem maximal erreichbaren Potenzial auch weniger ambitionierte Optionen.


Regional unterschiedliche Potenziale vorhanden


In Sachen Stromversorgung gebe es regional unterschiedliche Potenziale, heißt es in dem Bericht. So müssten etwa die Städte von den umliegenden Gemeinden mitversorgt werden. Die Szenarien veranschaulichten allerdings, dass insbesondere der verstärkte Einsatz von Windenergie es ermöglichen könnte, das ausgegebene Ziel zu erreichen: Den Strombedarf bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent durch Erneuerbare Energien zu decken. Dafür seien kreisweit rund 55 Windrädern mit jeweils drei Megawatt Leistung notwendig. Allerdings könnten viele der für die Untersuchung berücksichtigten Freiflächen wegfallen, etwa aufgrund von Artenschutz oder weil technische Anlagen wie das Radioteleskop in Effelsberg Einschränkungen mit sich brächten. Auch andere alternative Technologien wie etwa die Fotovoltaik oder die Kraft-Wärme-Kopplung seien in den Szenarien bedeutende Stromlieferanten, so Schaffrin, könnten jedoch allein den Energiebedarf im Kreis nicht vollständig decken. Selbst wenn sämtliche geeigneten Dächer mit Fotovoltaik-Modulen ausgerüstet würden, könnte ein Versorgungsgrad von 100 Prozent ohne den Ausbau von Windenergie nicht erreicht werden. Verhältnismäßig gering seien auch die Potenziale zur Energiegewinnung aus Biogas, Klärgas oder Wasser.


Zusätzliche Wärmenetze sollen aufgebaut werden


„Während bei Strom eine Überproduktion Sinn macht, um Speicherverluste auszugleichen und die regionale Wertschöpfung zu stärken, kann Wärme kaum importiert oder exportiert werden“, bemerkte der Projektleiter. Hier könne eine 100-prozentige Deckung des Energiebedarfs durch Erneuerbare Energien nicht gewährleistet werden. Allerdings sei der Aufbau zusätzlicher Wärmenetze zu empfehlen, um die Effizienz und den Anteil Erneuerbare Energien zu steigern. In den Ergebnissen fällt allerdings auch auf, dass insbesondere Energieeffizienzmaßnahmen wie eine bessere Gebäudedämmung den Wärmebedarf deutlich einschränken könne. Dies stehe im Gegensatz zum Stromsektor, auf dem nur mit geringen Einsparungen aufgrund von Effizienzmaßnahmen zu rechnen sei. Als mögliche Nachteile für den verstärkten Einsatz von Windenergie sehen die Forscher unter anderem einen, wenn auch geringen, Wertverlust bei Immobilien und mögliche Einbußen für den Tourismus. Letztere könnten sich auf bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr insgesamt summieren. Allerdings sehen die Projektmitarbeiter auf der anderen Seite auch die Chance, das Thema Elektromobilität für den Tourismus greifbar zu machen und somit eine zusätzliche touristische Attraktion zu schaffen. „Emissionsfreier Verkehr vor idyllischer Landschaftskulisse mit E-Bikes und E-Autos, die durch sauberen und vor Ort produzierten Strom aufgeladen werden, könnte einen Imagegewinn für die Tourismusregion Ahrweiler bedeuten.“


Feste Struktur zur Weiterführung notwendig


Da die Nutzung von Windenergie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ohnehin im Kreis Ahrweiler eingeschränkt sei, sollten nach Ansicht der Projektmitarbeiter die vielfältigen Optionen anderer erneuerbare Energien und von Effizienzmaßnahmen genutzt werden. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedürfe es einer festen Struktur zu Begleitung der weiteren Schritte hin zu einer lokalen Energiewende, bei der alle Akteure im Kreis kontinuierlich beteiligt werden müssten. Dass sich im Bewusstsein der Bevölkerung etwas ändern müsse, wusste auch Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen (CDU). Es sei auch Aufgabe der Politik, die Idee in der Bevölkerung besser zu verankern. „Die Verantwortung, nicht delegieren, die Energiewende beginnt bei jedem einzelnen, und jeder muss auch seinen Beitrag leisten“, war er überzeugt. Die gleiche Tafel bereits die ersten Schritte unternommen, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, beispielsweise mit der Gründung der Ahrtal-Werke doch eine besondere Herausforderung sei es, die Landesgartenschau 2021 klimaneutral zu veranstalten, wie es geplant sei. Hier müsse nicht nur die Stadt, sondern die ganze Region an einem Strang ziehen. Jetzt gelte es, die Strukturen zu schaffen, dass dies und die Energiewende überhaupt gelingen könnten. JOST

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