Zweite Runde um den Fußball-Rheinlandpokal: Bezirksligist verlangt dem favorisierten Oberligisten alles ab
Bemerkenswerter Abend vor toller Kulisse
Ahrweiler BC - TuS Rot-Weiß Koblenz 3:4 (2:2)
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die 550 Zuschauer, die eine tolle Kulisse bildeten, mussten ihr Kommen am vergangenen Mittwoch wahrlich nicht bereuen. Sie erlebten an einem bemerkenswerten Abend ein denkwürdiges Spiel, an das sie sich sicherlich noch lange erinnern werden: In der zweiten Runde um den Fußball-Rheinlandpokal unterlag Bezirksligist Ahrweiler BC dem favorisierten Oberligisten TuS Rot-Weiß Koblenz nach dramatischem Spielverlauf zwar mit 3:4 (2:2), konnte aber viele Sympathien gewinnen und wurde vom Publikum mit großem Applaus verabschiedet. Die ABC-Akteure durften den Kunstrasenplatz am Apollinarisstadion jedenfalls erhobenen Hauptes verlassen.
„Wir haben den vielen Zuschauern einen schönen Abend geboten. Wenn ich überlege, wie es hier vor drei Jahren um den Verein bestellt war und sehe, was jetzt in der 88. Minute nach dem Ausgleich los war, kann jeder nur stolz auf den ABC sein“, freute sich Trainer Jonny Susa trotz der Niederlage. Seinem Gegenüber war die gute Laune ein wenig abhandengekommen. „Es war kein gutes Spiel von uns, aber wir sind eine Runde weiter, nur das zählt“, erklärte Fatih Cift, der dem Gegner aber gleichzeitig ein riesiges Kompliment aussprach: „Ahrweiler ist keine normale Bezirksligamannschaft. In der Rheinlandliga würde das Team im Mittelfeld mitspielen.“ Ein Lob aus berufenem Mund sozusagen.
Die Gäste traten von Beginn an sehr dominant auf. Dabei spielte ihnen natürlich die frühe Führung durch Sascha Engel nach gerade einmal acht Minuten in die Karten, nachdem ABC-Schlussmann Alexander Gorr einen Schuss zuvor noch an den Pfosten gelenkt hatte, die anschließende Ecke aber nicht weit genug wegfausten konnte.
Die Antwort des ABC ließ aber nicht lange auf sich warten. Nach einem Handspiel des Ex-Mayeners Herve Gilles Loulouga im Strafraum entschied der umsichtige Schiedsrichter Markus Wozlawek auf Strafstoß. Torjäger Almir Porca behielt vom Punkt die Nerven und markierte den 1:1-Ausgleich (11.). Einmal auf den Geschmack gekommen, traf Jan Rieder nur kurze Zeit später sogar zum 2:1 (15.). Belmin Muric und Jan Leiendecker hatten die Vorarbeit geleistet. Nur weitere zehn Minuten darauf war der Gleichstand wiederhergestellt: Engel, der Schütze des Führungstreffers, legte für Derrick Miles auf, der aus zwölf Metern zum 2:2-Pausenstand traf.
Nach Wiederanpfiff beruhigte sich die Partie ein wenig. Susa wollte mit der Einwechslung von Robert Zimnol (61.) neuen Schwung bringen, wurde aber böse überrascht. Wiederum Engel zeigte sich zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle und schaffte das 2:3 (66.). Der Außenseiter gab allerdings nie auf und wurde belohnt. Innenverteidiger Marco Liersch schnappte sich in der 88. Minute den Ball, marschierte nahezu ungestört durchs Mittelfeld und passte zu Finn Götte, dem besten ABC-Spieler an diesem Abend. Dessen Flanke verwertete erneut Porca per Kopf zum 3:3. Der Kunstrasenplatz wurde zum Tollhaus, er entpuppte sich als echter Hexenkessel.
„Es war richtig Zirkus. So etwas habe ich hier noch nie gesehen“, erinnerte sich Susa später. „Das war für alle Spieler, Fans und Verantwortliche ein Wahnsinnserlebnis. Die Stimmung war auf dem Siedepunkt.“ Als sich alle schon auf eine Verlängerung eingestellt hatten, schlug Rot-Weiß gnadenlos zurück. Wozlawek hatte zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt, Teambetreuer Murat Aslan gerade erst die Hälfte der isotonischen Getränke für die 30 Extra-Minuten zusammengestellt. In den letzten Sekunden dieser Nachspielzeit segelte ein Ball in den ABC-Strafraum. Am langen Pfosten lauerte der 1,96 Meter große Engel, der das Spielgerät irgendwie über die Torlinie brachte und für große Erleichterung beim Oberligisten sorgte. „Mit diesem Spiel haben wir trotz der Niederlage viel Werbung für die Stadt und den Verein betrieben. Auch das Lob des Gegners habe ich gern angenommen“, so Susa. Fast entschuldigend rechtfertigte der Offensiv-Verfechter nach dem Spiel seine Taktik, den Gegner kommen zu lassen und mit Kontern selbst zum Erfolg zu kommen: „Letztlich fehlen uns nur zwei bis drei Klasseleute, um auf diesem Niveau auf Augenhöhe zu sein“, so der Übungsleiter in seinem abschließenden Resümee.
Ahrweiler BC: Alexander Gorr, Alexander Dick, Marco Liersch, Aldin Sukic, Jan Leiendecker, Jan Rieder, Almir Porca, Julian Hilberath (75. Armin Karic), Florian Jacobs, Belmin Muric (61. Robert Zimnol), Finn Götte.
TuS Rot-Weiß Koblenz: Tobias Oost, Christian Meinert, Thilo Kraemer, Maximilian Hannappel (80. Marcus Fritsch), Emre Altin (46. Armin Jusufi), Herve Gilles Loulouga, Hendrik Hillen (46. Marvin Sauerborn), Derrick Miles, Giuliano Masala, Jan Henrich, Sascha Engel.
Schiedsrichter: Markus Wozlawek (Bad Breisig).
Zuschauer: 550.
Torfolge: 0:1 Sascha Engel (8.), 1:1 Almir Porca (11.), 2:1 Jan Rieder (15.), 2:2 Derrick Miles (25.), 2:3 Sascha Engel (66.), 3:3 Almir Porca (88.), 3:4 Sascha Engel (90. + 2).