Die ARE-Künstlergilde besteht seit 75 Jahren – 1. Teil

Die Künstler gründeten die Vereinigung mitten im Ersten Weltkrieg

18.07.2016 - 12:48

Ahrkreis. Wenn sich Künstler zusammentun, dann ist ihrer Vereinigung selten eine lange Existenz beschieden. Gerade das, was sie zum Künstlerdasein qualifiziert, ihre ausgeprägte Persönlichkeit, ihre individuelle Suche nach speziellen Standpunkten, einzigartigen Ideen und Möglichkeiten, sie zur Anschauung zu bringen, steht einer anhaltenden Gemeinschaft entgegen. Daher sind viele solcher Kreise meist nicht von Dauer. Diesem Umstand zum Trotz besteht die Are-Künstlergilde oder kurz Are-Gilde genannt, bereits seit 75 Jahren. Dr. Bernhard Kreutzberg (1931 – 2006), welcher ihr bis kurz vor seinem Tod 25 Jahre vorstand, urteilte schon 1991 anlässlich des 50jährigen Bestehens im Heimatjahrbuch: „ein bemerkenswertes Jubiläum“. Daran hatte er, selbst kein Künstler, sondern Arzt, mit seiner väterlich-fördernden Art großen Anteil. Kreutzberg setzte sich für die Mitglieder ein und wusste mit seinem ausgleichenden Naturell zugleich manchen Dampf aus Konflikten zu nehmen.


Älteste Künstlervereinigung in Rheinland-Pfalz


Im Jubiläumsjahr 2016 ist die Gilde mit ihren 75 Jahren nicht nur die älteste Künstlervereinigung im Kreis Ahrweiler, sondern auch in Rheinland-Pfalz. Mitte Februar 1941 wurde sie im Ahrweiler „Ratskeller“ (ab 2000 Deutscher Hof, seit 2006 Attaché) als „Are-Künstlerkreis“ gegründet. Im Protokoll der Gründungsversammlung heißt es: „Auf Einladung sind erschienen: Studienrat Dr. Heinz Graef, Musikdirektor Bruno Kortemeier, Dr. G. Paffrath, Arzt und Pianist aus Köln, Bildhauer Hans Matschulla, Komponist Johannes Müller, Schriftleiter Alex Plachner, Schriftsteller Ernst Karl Plachner und Schriftleiter i. R. Otto Soestmann. Außerdem ist als Ehrengast Bürgermeister Dr. Dr. Ottendorf, Bad Neuenahr, als Leiter des Kunstkreises Ahrweiler, ein Enkel Karl Simrocks, erschienen.“ Das Protokoll ist in der Chronik der Gilde enthalten, sowie sämtliche Vereinsaufzeichnungen.

Bald stießen zum Kreis hinzu hinzu: der Maler Karl Maria Funk, Dirigent Josef Keip, Malerin und Musiklehrerin Marga Plachner-Nückel, die Malerinnen Erika von Roques und Christel Lückers, der Maler Alfons Schädel und der Lehrer und Maler Franz Steinborn. Bereits im Gründungsjahr las Ernst Karl Plachner in Heidelberg und stellte Franz Steinborn in Sinzig aus. Auch gab es im Gartensaal des Kurhauses Bad Neuenahr eine große Bilderausstellung, die nach Niederbreisig, Ahrweiler und Sinzig wanderte. Für 1942 in Düren, Frankfurt und Wiesbaden geplante Schauen untersagte die NS-Aufsichtsbehörde. Doch stellte man wieder im Kurhaus aus. Dabei beteiligten sich erstmals die aus Ahrweiler stammenden die Maler Pitt Kreuzberg und Carl Weisgerber. Selbst in den Kriegsjahren 1943 und 1944 kam noch zu Ausstellungen. Dr. Bernhard Kreutzberg schrieb im genannten Heimatjahrbuch-Beitrag, „daß trotz der allgemeinen Idealisierung dieser Zeit der ARE-Künstlerkreis sich völlig unpolitisch entwickelte. Man war zwar zwangsweise Mitglied im NS-Kulturbund, da man sonst weder ein Bild ausstellen noch verkaufen durfte.“ Die Mitglieder sehnten sich danach, wieder ohne Einschränkungen ihre künstlerischen Aktivitäten zu planen. Im Chronik-Eintrag vom 3. Januar 1942 ist zu lesen: „Sobald Frieden wird auf Erden, veranstalten die Are-Künstler ein großes Fest.“


Erneute Gründung


Nach dem Krieg forcierten 1947 einige Aktive den Wiederbeginn. Es waren dies der tatkräftige Matschulla, der schon Bilder aus seinem Fronteinsatz in Rußland geschickt hatte, Ernst Kley und der talentierte Maler Josef Krahforst, beraten durch eine Galeristin aus Bad Neuenahr. In Veröffentlichungen über die Gilde wechselnd taucht sie als F. Honig, Frau Horing oder Hoving auf und wird von Ernst Karl Plachner im Heimatjahrbuch 1968 als rührige „Geschäftsführerin des 1939 gegründeten Kunstkreises Ahrweiler“ angeführt. Es wird sich wohl um „Hoving, Margarete, Kunsthandlung, Kirchhofstraße 20, Bad Neuenahr“ handeln, so gelistet im Adressbuch für den Kreis Ahrweiler 1953/54.

Die 1947 neu gründete Are-Künstlergilde wählte Sanitätsrat Dr. med. Josef Niessen als Vorsitzenden. In den 1980ern war Maria Laach wiederholt und mit Verkaufserfolgen Ausstellungsort. Und seit über 30 Jahren präsentiert sich die Gilde auch in der Bibliothek der Kreisstadt. Sie zeigte die Arbeiten ihrer Künstler in diesem Zeitraum ebenfalls häufig in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge. Außerhalb des Landkreises stellte die Gilde in Hildesheim, Köln, Bonn, Koblenz und Mainz aus sowie in Brasschaat, St. Pieters Leeuw (Belgien) und auf Malta.


Die Gilde hielt durch


1979 ist aus der Vereinigung ein eingetragener Verein geworden, eine Entscheidung, der viele Diskussionen vorangingen, wie sich Otto Kley, langjähriger Geschäftsführer erinnert. Die Are-Künstlergilde erhielt 1987 die Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler und überstand bis heute Spaltungstendenzen, Austritte und den Tod engagierter Mitglieder. Gilde-Präsident Dr. Bernhard Kreutzberg hat es bis zu seinem Tod 2006 verstanden, die Individualisten innerhalb der Gruppe zu einen und zu motivieren. Ihm folgte kommissarisch Edith Kögl. Seit 2012 ist Eva-Maria Kreuter Vorsitzende. Prägende verstorbene Mitglieder waren neben bereits genannten unter anderen der Maler und Autor Johannes Friedrich Luxem, die Maler Gerd Lehnen, Franz Ulrich und Inge Gießmann-Smolkowski. Als verdiente Künstler und in ihrem Einsatz unverzichtbar für die Künstlergruppe waren beziehungsweise sind auch Dr. Marliese Wagner, Otto Kley und Werner Mertens. HG

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Firma VITO-Irmen unterstützt Anschaffung eines Stromerzeugers für die Feuerwehr Kripp

Aggregat konnte übergeben werden

Kripp. Im Jahre 2022 hatte der Förderverein der Feuerwehr Kripp e.V. auf Antrag der Feuerwehreinheit Kripp beschlossen, für das Löschfahrzeug die Anschaffung eines neuen tragbaren Stromerzeugers zu ermöglichen. Nach einer Lieferzeit von zehn Monaten konnte nun das Aggregat im Wert von 6.000 Euro und mit einer Leistung von 9 KVA an die Wehr übergeben werden. mehr...

- Anzeige -3 x 2 Eintrittskarten zu gewinnen

Rockabend mit „Dirty Deeds“ und „Factory Reset“

Bad Breisig. Gegründet als einmaliges „Spaßprojekt“ - für eine Bon Scott Gedächtnisparty avancierte nach ihrem ersten Auftritt am 19. Februar 2000 (Bon Scott´s Todestag) schnell zum Geheimtipp der Heidelberger Musikszene. Inzwischen gelten sie als Deutschlands beste AC/DC-Tribute-Band. mehr...

„Immer wigger singe“ mit Björn Heuser

Kölsches Mitsingkonzert war voller Erfolg

Remagen. Als weiterer Höhepunkt der Remagener Kleinkunst trat kürzlich Björn Heuser mit seiner „Immer wigger singe“- Tour im Foyer der Rheinhalle auf. Das Kölsche Mitsingkonzert, das in Zusammenarbeit mit Neißen Events auf die Beine gestellt wurde, war bereits Wochen zuvor ausverkauft. mehr...

Förderverein Lindenschule

Mitgliederversammlung des Fördervereins der Lindenschule

Bad Breisig. Der Förderverein hat die Lindenschule in Bad Breisig in der Vergangenheit bei vielen schönen Projekten und Anlässen finanziell oder auch materiell unterstützt. Nachdem im Corona-Jahr 2021 leider noch kaum Projekte zur Finanzierung anstanden, wurde im Jahr 2022 der bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebte „Trommelzauber“ vollständig finanziert. Auch die Durchführung einer Kinderoper sowie die Anschaffung einer Picknick-Sitzgruppe wurden finanziell unterstützt. mehr...

 
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Kommentare
K. Schmidt:
Die Menschen im Tal (und übrigens auch die drumherum) brauchen keine "Signale", erst recht keine "wichtigen Signale". Sie brauchen Taten, echte Handlungen. Kampagnen, Konzepte, Leitbilder, Workshops, Blablabla... Das ist es, was die Politik seit anderthalb Jahren in Sachen Aufbau an "Signalen" sendet....
K. Schmidt:
Demnach wurde also nicht erwähnt, dass die Linke gerne mehr Ausgaben hätte, gleichzeitig aber keine Idee für die Einnahmeseite hat (bzw. nennt). Gut, dass das hiermit noch Erwähnung findet....
Wolfgang Huste:
Schade, dass ich hier nicht erwähnt wurde, obwohl ich mich ebenfalls dezidiert zum Kreishaushalt äußerste, ohne - wie die anderen - "vom Blatt" abzulesen. Ich monierte zum Beispiel, dass es immer noch kein Sozialticket im ÖPNV gibt, für Menschen, die sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden...

Sehr gute Gesamtlösung für Altendorf-Ersdorf

Dr. Ulrich Paffenholz:
Danke für diese konstruktive Lösung im Sinne der Kinder und im Sinne des Dorffriedens. Und Blick aktuell ein Dank für diese sachliche Darstellung, abseits tendentiöser Berichtslancierung einiger weniger renitenter Bürger des Ortes. Zur Unterstützung des Projektes gab es zusätzlich private Spenden. Ein...
Service