Allgemeine Berichte | 18.08.2021

Verbandsgemeinderat Altenahr kommt erstmals nach der Flutkatastrophe zusammen

„Eine nie da gewesene Schadenslage“

Mehr als 30 Todesopfer forderte die Flut in der VG Altenahr – geschätzte Schadensumme im privaten und gemeindlichen Bereich von rund 2,7 Milliarden Euro

Fortgespült: Das Entree von Altenahr sieht aus wie nach einer Bombenexplosion.

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Altenahr. Erstmals nach der verheerenden Flutkatastrophe kam im Hotel Rossberg jetzt der Verbandsgemeinderat Altenahr zusammen. Es waren traurige und erschütternde, aber auch Hoffnung machende Informationen, die Bürgermeisterin Cornelia Weigand den Ratsmitgliedern sowie zahlreichen zuhörenden Bürgern überbrachte. So sind von den bislang insgesamt 141 Flut-Todesopfern des Ahrtals mehr als 30 in der Verbandsgemeinde Altenahr zu beklagen. „Es passierte das, was sich niemand vorstellen konnte – weder die Menschen, die zum Teil schon seit Generationen an und mit dem Fluss leben, noch die, die sich beruflich mit Katastrophen beschäftigen. Der Bereich der Mittelahr hat schwerste Beschädigungen in nahezu allen Bereichen davongetragen die auch nach fünf Wochen noch unfassbar sind, viele Menschen sind traumatisiert, mussten zum Teil stundenlang um ihr Leben bangen“, so Weigand, die dazu aufrief bei Bedarf entsprechende psychosoziale Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Zusammenhalt und Solidarität geben Kraft und Zuversicht

Der Zusammenhalt in den Orten, aber auch die Solidarität und Hilfe von außerhalb habe vielen Kraft und Zuversicht gegeben. Trotz der enormen Geldspenden, die auf den verschiedenen Sonderspendenkonten eingegangen sind, hofft Cornelia Weigand ausdrücklich auf die Unterstützung von Bund und Land. Um dies zu unterstreichen, schickten die Ahrtal-Bürgermeister kürzlich einen 10-Punkte-Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Darüber hinaus wurden Bundestagsabgeordnete ins Ahrtal eingeladen, denn „keine Foto- oder Filmaufnahme kann das Ausmaß dieser Katastrophe so darstellen, wie es in der Realität aussieht“. Den 30 Milliarden Euro umfassenden Aufbaufonds des Bundes für die Flut-geschädigten Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sieht Cornelia Weigand als gutes Zeichen. Schwer beschädigt vom Hochwasser wurde auch das Rathaus in Altenahr, zudem sind zahlreiche Mitarbeiter der Verwaltung privat ebenfalls betroffen. Inzwischen wurde das Hotel Rossberg als „Ersatzrathaus“ angemietet, wo es aber noch an etlichem mangelt. Weiterhin gibt einen Ersatzstandort in Kesseling und zwei mobile Bürgerbusse, die in den Orten unterwegs sind. Dort können beispielsweise dringende Pass- und Ausweisangelegenheiten erledigt werden.

Bis auf Kalenborn und Berg alle Orte direkt vom Hochwasser betroffen

Viele Wege sind inzwischen, zumindest notdürftig, wieder befahrbar, so dass die Menschen zu ihren zerstörten Häusern gelangen können. Dank der intensiven Arbeit der Mitarbeiter der Versorgungsunternehmen konnte die Strom- und Wasserversorgung wieder hergestellt werden. Die von der Verwaltung mit Unterstützung von Experten ermittelte Gesamtschadenhöhe im Bereich privaten und gemeindlichen Eigentums innerhalb der VG Altenahr, wo bis auf Kalenborn und Berg alle Orte direkt vom Hochwasser betroffen sind, beläuft sich unter Einbeziehung eines so genannten „Unsicherheitsfaktors“ von 50 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. In dieser Summe sind „nur“ unmittelbare Schäden inkludiert, nicht aber Beschädigungen wie beispielsweide die von Straßen oder der Ahrtalbahn. „Das ist eine nie da gewesene Schadenslage mit Summen, die in der Größenordnung eines halben Landesetats sind. Daher sind wir froh, dass der Bund mit im Boot ist“, sagte Cornelia Weigand, die auch mitteilen konnte, dass das Ahrtal ein eigenes „Wiederaufbau-Büro“ des Landesbetriebs Mobilität (LBM) mit Sitz in Sinzig erhält. Über 70 Kilometer des Ahrtal-Straßennetzes wurden von der Flut zerstört oder beschädigt, bei einer Schadenssumme von mehr als 200 Millionen Euro laut Schätzung des LBM.

Langer Weg des Wiederaufbaus

Im Rahmen der Sitzung stellte sich in Person des ehemaligen Landrats und Innenstaatssekretärs Günter Kern der Vor-Ort-Sonderbeauftragte der Landesregierung persönlich vor. Er habe schon Hochwasser-Erfahrungen an Rhein und Lahn gesammelt, doch dies sei kein Vergleich zu der Katastrophe im Ahrtal. Hilfe werde auf einem langen Weg des Wiederaufbaus kurz-, lang- und mittelfristig notwendig sein, betonte Kern, dessen Büro sich in der Kreisverwaltung befindet. Er sei immer erreichbar und praktisch dauernd in den Orten unterwegs um kurzfristige Hilfen direkt einzuleiten, aber auch, um Langfristiges auf den Weg zu bringen. Vieles werde direkt an den Wiederaufbaustab im Innenministerium weitergeleitet, so Kern. Wehrleiter Frank Linnarz berichtete von den enormen Schäden, die bei den Feuerwehren durch die Flut zu verzeichnen waren. So sind beispielsweise die Feuerwehrhäuser in Liers, Kreuzberg, Altenahr, Mayschoß, Rech und Dernau entweder völlig zerstört oder zumindest stark beschädigt, ebenso die darin befindliche Ausrüstung. Drei Fahrzeuge fielen dem Hochwasser zum Opfer.

Spenden aus ganz Deutschland für die Feuerwehr

Immerhin sind die Wehren der VG dank Spenden von elf Fahrzeugen und Ausrüstung aus dem gesamten Bundesgebiet aktuell wieder relativ gut aufgestellt. Für Altenahr ist eine Feuerwehrhaus-Übergangslösung im Bereich des Wanderparkplatzes geplant. Nicht nur Frank Linnarz, sondern auch die Ratsfraktionen dankten der Gemeindeverwaltung mit Bürgermeisterin Cornelia Weigand an der Spitze für die tatkräftige und unermüdliche Arbeit und den Einsatz für die Bevölkerung. Im Hinblick auf den kommenden Winter ist die Verbandsgemeinde noch auf der Suche nach Baugrundstücken, wo vorübergehende Wohnmöglichkeiten für Flutgeschädigte gebaut werden können. Hier wird unter anderem über so genannte „Tiny House“-Lösungen nachgedacht. Entsprechende „Scouts“ der Gemeinde sind in den Orten unterwegs.

Trauerfeiern am 29. August und 1. September

Den Antrag auf die Hochwasser-Soforthilfe des Kreises stellten bislang 2.615 Bürger der VG Altenahr, den des Landes 2.478. Um der Opfer der Flutkatastrophe zu gedenken, wird es am 1. September am Nürburgring einen Staatsakt geben. Die offizielle Trauerfeier der VG Altenahr findet am 29. August ab 14 Uhr voraussichtlich an der Ahrtalschule in Altenburg statt.

Fortgespült: Das Entree von Altenahr sieht aus wie nach einer Bombenexplosion.

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